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Fusion von Vonovia und Deutsche WohnenHöchste Konzentration

Der Bochumer Konzern Vonovia wird durch die Übernahme des einstigen Konkurrenten Deutsche Wohnen Europas größtes Immobilienunternehmen.

Jetzt Europas Nummer 1: Baustelle des Wohnungskonzerns Vonovia in Berlin Foto: Lothar Ferstl/dpa/picture alliance

Über vier Monate nach der ersten Ankündigung, dass Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia den zweitgrößten der Branche, die Deutsche Wohnen, übernehmen will, ist das Vorhaben am Ziel. Am Donnerstag teilte das Bochumer Unternehmen mit, sich 60,3 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktien gesichert zu haben. Nun soll der bisherige Konkurrent mit seinen etwa 155.000 Wohnungen in den neuen Großkonzern, der bislang etwa 410.000 Wohnungen im Portfolio hatte, einverleibt werden. Das Kartellamt hatte frühzeitig grünes Licht für eine Fusion der beiden DAX-Konzerne gegeben.

Der erste Versuch, der Ende Mai im Berliner Roten Rathaus angekündigt wurde, freundlich begleitet vom Regierenden Bürgermeister Michael Müller und seinem Finanzsenator Matthias Kollatz (beide SPD), war gescheitert, obwohl auch der Vorstand von Deutsche Wohnen der Übernahme zugestimmt hatte. Doch unter den Ak­tio­nä­r:in­nen hatte sich keine verkaufsbereite Mehrheit gefunden. Vor allem Fonds und Großanleger hatten auf ein noch besseres Angebot spekuliert.

Das kam Anfang August: Vonovia bot 53 Euro pro Aktie, einen Euro mehr als zuvor. Mitte September hatte Vonovia dann mit Zustimmung von Deutsche Wohnen sogar auf die Mindest­annahmeschwelle von 50 Prozent verzichtet. Insofern stand der mit 19 Milliarden Euro erkauften Fusion schon nichts mehr im Wege. Der bisherige Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn wird im neuen Vonovia-Vorstand Stellvertreter von Rolf Buch.

Als größter Immobilienkonzern Europas ist Vonovia damit auf einen Schlag auch größter Eigentümer in Berlin: Durch den Zuwachs der 114.000 Wohnungen der Deutsche Wohnen erhöht sich der Bestand auf etwa 160.000 Wohnungen. Der im Zuge der Fusionspläne angekündigte Verkauf von Wohnungen an das Land Berlin war kürzlich abgeschlossen worden. Für 2,4 Milliarden Euro hatte die Stadt knapp 15.000 Wohnungen der beiden Konzerne übernommen. Der Deal galt auch als Versuch der SPD, dem Volksentscheid Deutsche Wohnen & Co enteignen Wind aus den Segeln zu nehmen.

Hohe Rechnung für die Mieter:innen?

Der Entscheid, über den parallel zur Bundestags- und Abgeordnetenhauswahl abgestimmt wurde, fand jedoch eine große Mehrheit. Die kommende Koalition ist damit aufgefordert, ein Vergesellschaftungsgesetz zu erlassen, um alle Bestände der privaten Immobilienkonzerne mit mehr als 3.000 Wohnungen zurück unter öffentliche Kontrolle zu bringen.

Betroffen wären neben Vonovia etwa ein Dutzend Unternehmen, darunter auch der Konzern Heimstaden, der mit der am Wahlabend bekanntgewordenen Übernahme von Akelius nun die Nummer zwei auf Berlins privatem Wohnungsmarkt ist.

Vonovia hatte sich unabhängig von einer erfolgreichen Übernahme dazu verpflichtet, die Mieten in Berlin nur in begrenztem Umfang anzuheben. Caren Lay, stellvertretende Vorsitzende der Linken-Fraktion im Bundestag, bezeichnete die Übernahme als „schlechte Nachricht“: „Die Rechnung dieser Übernahme bezahlen die Mieterinnen und Mieter“, kritisiere Lay. Statt „Wohnungen an der Börse“ forderte sie mehr kommunalen, gemeinnützigen und genossenschaftlichen Wohnraum.

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5 Kommentare

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  • "Statt „Wohnungen an der Börse“ forderte sie mehr kommunalen, gemeinnützigen und genossenschaftlichen Wohnraum."

    Dann einfach solchen bauen? Woher soll es denn sonst kommen?

    • @Gastnutzer 42:

      Ich denke neue Wohnungen zu bauen kostet mehr als durch sozialverträglich Nieten eingespiel werden können. Auch grade der Platz ist in der Innenstadt zu teuer. Bauen an sich ist in Deutschland immens teurer geworden. Unattraktiv sind auch die Neubaugebiete am Stadtrand ohne historisch gewachsenen Kiezen. Soviel kann Neubau da nicht abfedern. Natürlich gehört Neubau aber auch zur Lösung. Aber die Vergesellschaftung des Wohnungsmarktes ist ein mächtigrs Werkzueg. Und warum nicht, wenn es das Gesetz hergibt? Ich verstehe nicht ganz die Solidarität mit diesen riesigen auf maximierung ausgelegten Konzernen, die das Leben von so vielen Familien in Berlin belasten.

      • @llorenzo:

        2/2

        Wenn Berlin niedrige Mieten UND genug Wohnungen, insbesondere im unteren Preissegment haben möchte, dann muss Berlin bauen. Berlin muss sich selber Standards setzen, was eine angemessene Wohnung ist. Und von diesen Wohnungen muss es so schnell wie möglich, so viele wie möglich bauen. Und jedem muss klar sein, dass die Miete dafür nicht unter dem Selbstkostenpreis liegen kann.

        Und wenn Berlin genug solche Wohnungen hat, das mind. 3% Leerstand herrscht, dann werden auch die restlichen Mieten fallen und jeder der ein Wohnung in Berlin möchte bekommt auch eine, egal ob von der Stadt oder von Vonovia. Und spätestens in dem Moment werden Vonovia und Co. aufhören in Berlin zu investieren.

        Aber dazu wird es nicht kommen, da Berlin nie genug Wohnungen bauen wird, weil sich insbesondere die aktuellen Bewohner dagegen wehren, das dann verdichtet oder höher gebaut wird, der Platz aber endlich ist. Und auch deren Anliegen sind verständlich und richtig. Dieser Widerspruch lässt sich nicht wirklich auflösen. Nur leider wird es nicht einmal versucht – es wird die Zeit und die Energie von Initiativen, von Politik und von Gerichten in irgendwelchen Nebelgefechten verschwendet.

      • @llorenzo:

        1/2



        Das hat nichts mit Solidarität mit den Konzernen zu tun. Die Frage ist, wie kann ich genug bezahlbaren Wohnraum schaffen.

        Berlin wächst jedes Jahr um 30-50.000 Einwohner - außer im Jahr 2020. Und 2020 hat sich der Markt etwas entspannt. Manche sagen lag am Mietendeckel. Den größeren Effekt dürfte der fehlende Zuzug gehabt haben.

        Da ich den Zuzug in einem freien Land nicht verbieten kann, muss ich damit irgendwie umgehen. Und das heißt, ich muss jedes Jahr mindestens so viele Wohnungen bauen, wie Leute zuziehen. Und da gebe ich ihnen Recht, dafür muss irgendwo Platz herkommen. Wenn ich das nicht mache, dann kann ich noch so viel enteignen und deckeln – das Grundproblem (zu wenig Wohnungen) wird sich davon nicht lösen.

        Und zu den Baukosten – die Erhaltungskosten (Sanierung, Modernisierung) hängen von den gleichen Faktoren ab. Und es ist ein Irrglaube – ich enteigne Wohnungen und alles ist gut. Insbesondere Vonovia wird vorgeworfen sich nicht um die Wohnungen zu kümmern – woher soll das Geld für die Sanierung kommen? Oder soll Vonovia noch schnell verpflichtet werden zu sanieren? Und wir warten mit der Enteignung so lange?

    • 8G
      86548 (Profil gelöscht)
      @Gastnutzer 42:

      das denke ich mir auch jedes mal, wenn ich leute wie lay reden höre. meine vermutung: die wollen gar nicht mehr wohnungen bauen, denn damit würden sie den markt entspannen. und wer sollte sie dann noch wählen?