piwik no script img

Fusion mit großer Mehrheit beschlossenNPD schluckt DVU

Der DVU-Parteitag beschließt mit großer Mehrheit eine Fusion mit der rechtsextremen NPD. Eine rechte Großpartei entsteht nicht, sagen Experten.

Delegierte beim DVU-Bundesparteitag im thüringischen Kirchheim. Bild: dpa

KIRCHHEIM taz | Die rechtsextreme Partei DVU fusioniert mit der NPD. Das beschlossen nach taz-Informationen DVU-Mitglieder auf einem Parteitag in Kirchheim, Thüringen, mit großer Mehrheit. Die Auszählung ergab 70 Ja-Stimmen und 6 Nein-Stimmen bei 3 Enthaltungen. Damit existiert die Partei, die der rechtsextreme Verleger Gerhard Frey 1987 gegründet hatte, nicht mehr - die NPD hatte einer Fusion bereits zugestimmt.

Eine rechtsextreme Großpartei entsteht durch die Zusammenlegung nicht, auch wenn dies das Führungspersonal gerne propagiert. "Die DVU ist am Ende", sagte Fabian Virchow, Leiter der Forschungsstelle Rechtsextremismus an der Fachhochschule Düsseldorf, der taz. "Personelle Strukturen sind kaum vorhanden, finanzielle Mittel ebenso nicht." Gründer Frey habe der DVU für die Fusion sogar noch bei ihm ausstehende Schulden von rund 980.000 Euro erlassen, sagte Virchow.

Laut Verfassungsschutz hatte die DVU 2009 noch rund 4.000 Mitglieder, die NPD immerhin 6.800 Mitglieder. Unter den DVU-Mitgliedern sind jedoch viele nicht aktive. Ein Beleg dafür ist die sehr schlechte Beteiligung an dem für die Partei historischen Parteitag: Viele NPD-Mitglieder waren extra angereist, um die Teilnehmerzahl nach oben zu drücken. Die erschienen DVUler waren weit über 50 Jahre alt - die Partei gilt als Sammelbecken rechtsextremer alter Herren.

Vier DVU-Landesverbände verließen vor der Abstimmung aus Protest den Parteitag. Der NRW-Vorsitzende Max Branghofer bezeichnete die Vereinigung als "feindliche Übernahme". NPDler seien gezielt in die DVU eingetreten, um die Mehrheit zu sichern, hieß es in Parteikreisen. Die Landesvorsitzenden von NRW und Niedersachsen wollen die Fusion juristisch anfechten. Die DVU muss den Fusionsbeschluss noch von einer Mitgliederbefragung bestätigen lassen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • W
    Wallander

    Ich muss Steinthor leider widersprechen. Das Bild stammt tatsächlich von eben diesem Parteitag. Es ist authentisch.

     

    Doch was soll es aussagen? Es zeigt EINE Person mit martialischem Aufdruck auf seinem Sweatshirt, welches in den rechtsextremen Bereich perfekt passt.

     

    Interessanter ist, was man nicht sieht. Gäbe es von diesen Gestalten einen ganzen Haufen, hätte man sicherlich ein Foto gewählt, das diesen zeigt. Als politisch im linken Spektrum angesiedelte Zeitung will die Taz bestimmt kein positives Bild vom Parteitag zeigen. ERGO: Wenn dies das negativste Bild ist, welches zur Verfügung stand, kann es so dramatisch nicht wirklich gewesen sein.

     

    Ach ja, woher ich wissen will, das das Bild echt ist? Ich war selbst vor Ort. Man hätte genausogut Bilder von sehr gut gekleideten Anzugträgern mit bestens gepflegtem Äußeren publizieren können. Nur... dies hätte nicht ins Bild dessen gepaßt, was die Taz, neben der reinen Berichterstattung von diesem Parteitag, seinen Lesern vermitteln will.

     

    So gesehen, gute Arbeit der Fotoredaktion.

     

    ...und im Übrigen? Ich hatte mir von diesem Parteitag mehr versprochen. Zum einen wurde ich erst reingelassen, als die Dispute bereits beendet waren, zum anderen war das was ich noch mitbekam genauso langweilig wie jeder andere Parteitag. Wenn das eine Gefahr für Deutschland sein soll, leiden die, die das propagieren entweder an Verfolgungs- oder an Größenwahn. Da ist eine Partei, wie die FDP weitaus gefährlicher. Stichwort: Macht in Händen von skrupelosen Lobbyisten. ;-)

  • S
    Sascha

    Und Klaus Ernst, noch bei den Linken, stößt bald hinzu:-D

  • S
    Steinthor

    Pyro: für sachliche Infos bist Du hier falsch, das beweist schon das Bild aus der Mottenkiste.

  • HJ
    Hamburger Jung

    Na endlich, wurde ja auch Zeit! Hoffentlich schaffen sie jetzt die 5%-Hürde.

  • N
    njorgorg

    @lol

    Frage 4 von Pyro ist durchaus interessant

  • L
    LOL

    @ Pyro:

     

    Sorry, aber wen zur Hölle interessiert das bei diesen zwei Käseparteien???

  • P
    Pyro

    Einige Fragen drängen sich mir auf, die ich aus dem Text so nicht beantworten kann:

    1) Wieviele waren auf der Versammlung insgesamt?

    2) Wenn es mehr als 250 waren: Wie wurde der Einlass kontrolliert?

    3) Wieviele Journalisten waren da - unabhängig ob sie auf der Versammlung oder davor waren?

    4) Gab es Bürgerproteste? Wenn ja: Wie groß war der?

     

    Alles in allem: Kein guter Artikel! Zu wenige Informationen...

  • A
    Aelf

    Da wächst dann zusammen was zusammen gehört, und dann geschlossen aus Deutschland verschwinden kann!

    Gorleben wird doch Ergebnissoffen erforscht oder vielleicht....;-)