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Furcht vor FörderstoppMehr Wärmepumpen verkauft

Zwar zieht der Verkauf von Wärmepumpen an, weil unklar ist, was aus den Zuschüssen wird. Das Ziel von 500.000 neuen Geräten pro Jahr liegt aber in Ferne.

Wird noch staatlich gefördert: Wärmepumpe, hier an einem Neubau-Wohnhaus in Pfaffenhausen Allgäu Foto: Bernd Feil/M.i.S./imago

Berlin taz | Die Nachfrage nach Wärmepumpen hat nach einem herben Einbruch zuletzt zwar wieder zugenommen – aber vor allem aus Angst der Kun­d:in­nen vor einem Ende der Förderung nach der Bundestagswahl. Auch in den Jahren 2025 und 2026 werden nach Einschätzung des Bundesverbands Wärmepumpe die politisch gewollten Absatzziele nicht erreicht.

Die Förderung beginnt gerade erst zu wirken

Martin Sabel,Bundesverband Wärmepumpe

Wärmepumpen werden mit Strom betrieben und sind eine klimafreundliche Alternative zu Gas- und Ölheizungen. In Neubauten sind sie mittlerweile Standard, die Umrüstung in bestehenden Gebäuden ist aber noch nicht richtig in Fahrt gekommen. Sie sind ein wichtiger Faktor, damit der Gebäudesektor klimaneutral wird. Deshalb fördert der Staat den Einbau – je nach Einkommensverhältnissen – mit bis zu 70 Prozent der Anschaffungskosten.

„Die Förderung beginnt gerade erst zu wirken“, sagte Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe, am Dienstag vor Journalist:innen.

In der Debatte über das Heizungsgesetz der Ampel, mit dem die Wende weg von fossilen Energiequellen in Gebäuden eingeleitet worden ist, hat das Image der Wärmepumpe stark gelitten. Kri­ti­ke­r:in­nen des Gesetzes haben die Geräte systematisch schlecht geredet, ihnen etwa mangelnde Leistungsfähigkeit unterstellt. Die Folge: 2024 ist der Absatz mit 193.000 Geräten gegenüber dem Vorjahr um 46 Prozent eingebrochen. Ein weiterer Grund für den Rückgang der Verkaufszahlen ist die schlechte Baukonjunktur, denn für weniger fertig gestellte Wohnungen sind weniger Heizungen erforderlich.

Nachfrage steigt

In den letzten beiden Monaten des Jahres 2024 ist die Nachfrage allerdings stark angestiegen. Die Zahl der bewilligten Förderanträge lag allein im November und Dezember bei knapp 56.000, in den zehn Monaten zuvor waren es insgesamt rund 95.000. „Wir führen das darauf zurück, dass unklar ist, wie die Förderprogramme weiterfinanziert werden“, sagte Sabel mit Blick auf die Bundestagswahlen. Die Union hat angekündigt, das Heizungsgesetz zu ändern. Ob sie die Zuschüsse kürzen oder einstellen wird, ist unklar. Die Diskussion über eine Rücknahme der Regelungen löse bei Industrie, Handwerk und Gebäudeeigentümern Irritationen aus, sagte Sabel.

Um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen, müssen bis 2030 in Deutschland 5 bis 6 Millionen Wärmepumpen eingebaut sein. Bislang sind es rund 1,7 Millionen. Die Bundesregierung hat das Ziel von 500.000 installierten neuen Wärmepumpen pro Jahr gesetzt. Das wird wohl in naher Zukunft nicht erreicht. Der Branchenverband geht davon aus, dass bei unveränderten Rahmenbedingen wie einer gleichbleibenden Förderung in diesem Jahr 257.000 Geräte und im nächsten 348.000 abgesetzt werden.

Verband fordert stabile Förderung

Sollten sich die Bedingungen verbessern, etwa durch niedrigere Strompreise, rechnet er mit höheren Absatzzahlen, die aber weiter unter 500.000 liegen. Zurzeit kostet nach Angaben des Verbands Strom im Schnitt dreimal so viel wie Gas – was Wär­me­pum­pen­interessenten abwarten lässt. Ein Szenario für die Verschlechterung der Rahmenbedingungen, etwa ein Ende der Förderung, will der Verband nicht vorlegen.

„Wir plädieren dafür, die Förderung stabil zu halten“, sagte Klaus Ackermann, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands Wärmepumpe und Geschäftsführer des Unternehmens NIBE Systemtechnik. Das bedeute nicht, dass die Zuschüsse auf dem jetzigen Niveau bleiben müssten. Denkbar sei ein Abschmelzen nach drei bis fünf Jahren. Das könne auch eine Motivation für Eigentümer sein, die Heizung schnell zu erneuern, sagte er.

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1 Kommentar

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  • Was Interessenten vor allem abschreckt sind die vollkommen undurchsichtigen Preise für Wärmepumpen.



    Bei vier eingeholten Angeboten unterscheiden sich die Einzelpunkte um bis zu 200 Prozent, aber das Endergebnis ist identisch.



    Das, während gleichzeitig in anderen europäischen Ländern, mit vergleichbarem Lohnniveau, die Preise um bis zu 50% niedriger liegen als hier.



    Ich kann nachvollziehen, warum der Branchenverband die Förderung so dringend beibehalten will.