Funkschneisentrasse: Macht's gut, Rehe
■ Hemelingen baut eine neue Straße, und die Lokalpolitik hat Bauchschmerzen
Bislang grasen hier noch die Rehe zwischen Hecken und Weiden. Drumrum Kleingärten und ein paar Häuser. Drin 2.000 Anwohner, die ihre Ruhe haben, wenn nicht gerade ein Zug vorbei oder Flugzeug obendrüber düst. Damit soll demnächst Schluss sein: Die Funkschneisentrasse kommt. Diese Empfehlung beschloss der Ortsbeirat Hemelingen mit drei Gegenstimmen (PDS und Grüne), zwei Enthaltungen und einer Menge Bauchschmerzen. „Da gibt es natürlich jede Menge Nachteile, wenn der Lärmschutz nicht stimmt“, sagt Ortsamtsleiter Hans-Günter Köhler. Er spricht von bis zu 15.000 Autos, die hier jeden Tag von der Osterholzer Heerstraße ins Funkschneisengebiet fahren sollen, Lieferverkehr von Daimler Chrysler inklusive. Der zusätzliche Verkehr durch die Anbindung für ein Wohngebiet, das hier in den nächsten 12 Jahren entstehen soll, ist noch nicht eingerechnet.
Die Grünen kritisieren nicht nur das: Das Rosenfleet würde durch die Funkschneisentrasse teilweise in Rohre verlegt werden. Außerdem gäbe es noch keine Auskünfte über die zuküns-tige Schadstoffbelastung, keine Liste von Ausgleichsmaßnahmen, die Brücke über die Bahnstrecke Bremen – Hannover sei ein ökologischer Sündenfall. Planungsamt und Gesellschaft für Projektmanagement hielten dagegen, für das Projekt seien halt nur 20 Millionen Mark vorhanden, ein Tunnel unter der Bahn schlicht zu teuer. Und selbst die SPD war skeptisch, stimmte aber schließlich mehrheitlich mit Zähneknirschen zu, „um die Sanierung Hemelingens“ durchzusetzen.
Jetzt wird also saniert. Dieses Jahr soll der Plan rechtskräftig werden, Anfang 2002 kann mit dem Bau begonnen werden, Ende 2003 dürfte die Trasse stehen. Rund ein halbes Jahr, nachdem der neue Hemelinger Tunnels fertig ist. Macht's gut, liebe Rehe. ksc
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