: Fürsten statt Kaiser
Bei den Staatstheatern hat man es vorgemacht, bei den Bücherhallen hat man den Abschied des alten Chefs Hanno Jochimsen abgewartet, um es auch zu tun, und die staatlichen Museen diskutieren gerade mit den Behörden den Weg dorthin. Die Rede ist von der vermehrten unternehmerischen Eigenverantwortlichkeit des staatlichen Kulturbetriebs, mit der man sich von Seiten des Senats eine höhere Effizienz wie eine längerfristige Kostensenkung, von seiten der Institute mehr gestalterische Freiheit verspricht.
Dazu hat der Senat für die Hamburger Öffentlichen Bücherhallen (HÖB) am Dienstag ein neues Konzept verabschiedet. Zentraler Punkt ist die Schaffung einer neuen, differenzierteren Leitungsstruktur. Die unter dem bisherigen Leiter Jochimsen oft beklagte starke Entscheidungszentralisierung in seiner Person wird mit diesem Entschluß beseitigt. Die Position des Direktors wird geschwächt zugunsten eines 12köpfigen Leitungsrates sowie vier Regionalleitern. Struktur- und sonstige unternehmerische Entscheidungen werden in die Hand dieser Leitungsgremien gegeben. Verschiedene Leitlinien des Senats, unter anderem, daß die Medienmittel gesteigert und die Planung von Subzentralen schrittweise umgesetzt werden sollen, legen aber den Rahmen vor.
Auch die Konferenz der Hamburger Museumsdirektoren hat im Juni auf Bitten der Kulturbehörde ein Konzeptpapier über verstärkte Eigenständigkeit vorgelegt, das gerade in den verschiedensten Gremien besprochen wird. Der zentrale Widerspruch dieser ganzen Unternehmungen besteht allerdings darin, daß die Staatsbetriebe über mehrere Jahre festgeschriebene Etats bräuchten, um tatsächlich eigenverantwortlich planen zu können. Dies ist mit dem Haushaltsrecht aber unvereinbar. Somit wird die Selbständigkeit im besten Fall ein kleiner Schritt, im schlechtesten eine Verschlimmbesserung sein.
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