Für Autofahrer gut, für Russen schlecht: Ölpreis sackt in Richtung 30 Dollar
Die Rohstoffkosten sinken auf Rekordtief. Das macht Diesel in Deutschland supergünstig. Russland dagegen muss seinen Haushalt radikal kürzen.
Das Angebot für den Rohstoff ist derzeit viel zu hoch. Schuld daran ist die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec). Sie kann sich nicht darauf einigen, ihre Fördermenge zu drosseln. Das Ölkartell ist zerstritten, deshalb gibt es keine gemeinsame Angebotsstrategie.
Mächtige Mitglieder wie Saudi-Arabien wollen mit einem Preiskampf andere Anbieter wie aufstrebende Produzenten aus den USA aus dem Markt drängen. Dieses Kalkül geht bisher aber nicht auf. Die amerikanische Ölproduktion, die wegen neuer Fördertechniken wie Fracking in den letzten Jahren stark gestiegen ist, schwächt sich derzeit nur langsam ab.
Diesel nur noch knapp über der 1-Euro-Marke
Der Preisverfall ist weltweit spürbar: In Deutschland liegt der Preis für einen Liter Diesel derzeit nur noch 0,2 Cent über der 1-Euro-Marke. Das zeigte am Mittwoch eine aktuelle ADAC-Auswertung. Gegenüber der Vorwoche bedeutete dies ein Rückgang von 2,3 Cent. Auch Benzin ist günstiger geworden: Für einen Liter Super E10 müssen die Autofahrer im Schnitt 1,243 Euro hinlegen, 1,9 Cent weniger als vergangene Woche.
In den Förderländern hat der Ölpreisverfall drastische Auswirkungen. Die staatlichen Ausgaben für dieses Jahr würden um 10 Prozent gekürzt, sagte der russische Finanzminister Anton Siluanow am Mittwoch in Moskau. Die Ministerien und die Regierungsbehörden müssten Vorschläge einreichen, wie dies erreicht werden könne. „Wir müssen gut durchdachte Vorschläge vorlegen, um den Haushalt den neuen Realitäten anzupassen.“
Anton Siluanow, Finanzminister
Russland ist stark von Einnahmen aus dem Energiegeschäft abhängig. Der diesjährige Staatshaushalt basiert auf einem Ölpreis von 50 Dollar pro Fass und einem Defizit von 3 Prozent, das nach Maßgabe von Präsident Wladimir Putin zwingend eingehalten werden soll.
Für einen ausgeglichenen Haushalt Russlands müsste der Ölpreis auf 82 Dollar steigen, rechnete Siluanow vor. Allerdings sei in „unmittelbarer Zukunft“ nicht mit einem Preisanstieg zu rechnen.
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