Fünf Jahre Flixbus: Von 0 auf knapp 100

Täglich bietet Flixbus 200.000 Verbindungen zu 1.200 Zielorten an. Die Busfirma hat es zum umstrittenen Fast-Monopolisten gebracht.

drei grüne Busse auf einem Busbahnhof

Eindeutig die dominierende Farbe auf Busbahnhöfen Foto: dpa

Auf der Europakarte auf dem Monitor zeigen kleine rote Symbole, wo gerade ein Bus fährt oder Staus für Verzögerungen sorgen. Es sind viele Zeichen, die sich durch Deutschland, Frankreich oder auch Spanien bewegen. Sie zeigen die Präsenz der grünen Flixbusse in fast ganz Europa. Täglich bieten die Münchner 200.000 Verbindungen zu 1.200 Zielorten in 26 Ländern an. Am Monitor werden die Fahrten verfolgt und gegebenenfalls auch umgeleitet. Busfahren ist mit dem Unternehmen digital geworden.

Das war auch Ziel von André Schwämmlein, der das Unternehmen gemeinsam mit zwei weiteren Gründern vor genau fünf Jahren aus der Taufe hob. Der Markt für Fernbusreisen wurde erst Anfang 2013 für alle Anbieter freigegeben. Mit Kampfpreisen, finanzkräftigen Investoren und einem cleveren Geschäftsmodell hat Flixbus es in der kurzen Zeit vom Einsteiger zum Fast-Monopolisten gebracht. Die Konkurrenten gaben nach und nach auf oder wurden von Flixbus übernommen. Unter den Opfern finden sich klangvolle Namen wie die der Post, der Bahn oder des ADAC.

„Die Wettbewerber kannten nur die analoge Welt“, erläutert Schwämmlein. Bei Flixbus dagegen wurden Tickets von Anfang an online gebucht. Aus den Daten der Nachfrage zieht das Unternehmen Schlüsse für das Angebot an Fahrten und die Preisgestaltung.

Freies WLAN in den Bussen sowie günstige Ticketpreise lockten schnell ein junges Zielpublikum an. Die mittlerweile 1.000 Beschäftigten kümmern sich um alles rund um die Fahrten, nicht jedoch um den Busbetrieb selbst. Den übernehmen herkömmliche selbstständige Busunternehmer. Nach eigenen Angaben wurden seit der Gründung mehr als 100 Millionen Kunden mit den grünen Bussen ans Ziel gebracht.

Mittlerweile schwarze Zahlen

Flixbus veröffentlicht keine aktuellen Geschäftszahlen. Aber Schwämmlein versichert, dass mittlerweile schwarze Zahlen im normalen Geschäft in der Bilanz stünden. Wie viel der angepeilte Siegeszug in Europa kostet, verschweigt er. Für die Finanzierung sorgen Investorgruppen wie General Atlantic oder Silver Lake aus den USA oder Holzbrinck aus Deutschland.

Die Deutsche Bahn nahm die neue Konkurrenz anfangs nicht ernst und verlor Millionenumsätze an die Busanbieter. Schließlich knickte der Branchenriese ein und ging mit Billigangeboten zum Gegenangriff über. Mit dem Aus für die meisten Busanbieter ging der Dumpingwettbewerb zu Ende. Heute respektieren sich die beiden Quasimonopolisten. „Für Reisende mit großem Zeitbudget und kleinem Preisbudget ist der Fernbus eine gute Alternative“, räumt ein Bahnsprecher ein. Mit schnelleren Zügen und mehr Komfort will die Bahn dagegenhalten.

Zufrieden sind nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer (BDO) auch die Subunternehmer, die für den Transport der Kunden sorgen. „Schätzungen gehen davon aus, dass der Fernbusmarkt für den Mittelstand im Busgewerbe einen zusätzlichen Umsatz von mehreren hundert Millionen Euro gebracht hat“, sagt BDO-Sprecher Christian Wahl.

Marktanteil über 90 Prozent

Vermutlich habe das Unternehmen mittlerweile eine marktbeherrschende Stellung, heißt es im letzten Jahresbericht der Behörde. Der Flixbus-Marktanteil liegt bei über 90 Prozent. Aber das Amt ergänzt: Eine detaillierte Prüfung habe es bislang „aufgrund fehlender Hinweise auf ein missbräuchliches Verhalten“ nicht gegeben.

Flixbus will weiter expandieren und dazu auch mit Airlines zusammenarbeiten. „Wir sprechen gerade mit verschiedenen Fluggesellschaften, darunter auch mit der Lufthansa-Gruppe“, sagte Jochen Engert, einer der Gründer von Flixbus, der Süddeutschen Zeitung. Möglich wäre demnach ein gemeinsames Angebot, so dass der Kunde am Ende nur noch ein Ticket brauche, von zu Hause über den Flughafen bis an sein Endziel. So könne Zubringerverkehr zu den großen Flughäfen schneller und einfacher organisiert werden, wovon dann beide Partner profitieren könnten.

Die Verbraucherzentralen sehen allerdings inzwischen Hinweise auf typisches Monopolverhalten. „Gewöhnlich führen Monopole zu überhöhten Preisen und mangelndem Service“, erläutert Marion Jungbluth, Verkehrsexpertin beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Auch bei Flixbus nähmen die Beschwerden zu. Insbesondere beim grenzüberschreitenden Verkehr würden Kunden Entschädigungsleistungen aus den Fahrgastrechten zunehmend verweigert. „Es wird Zeit für mehr Regulierung bei Plattformen und vielleicht auch für neue Konkurrenz auf dem Fernverkehrsmarkt“, glaubt Jungbluth.

Einstweilen verläuft die Expansion von Flixbus ungebremst. Derzeit will sich das Unternehmen im Wettbewerb mit Busgesellschaften in Südeuropa messen. Nun bauen die Münchner in den USA erste Verkehre auf.

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