Frohe Botschaft für Eltern: Einigung im Kita-Tarifkonflikt
Der Streit um mehr Lohn und besseren Arbeitsschutz für Beschäftigte in Kitas ist beigelegt. Auch ver.di stimmt dem Kompromiss zu, wonach Erzieherinnen 120 Euro mehr im Monat kriegen.
Eltern können aufatmen, der Streik der ErzieherInnen hat ein Ende. Gestern einigten sich Kommunale Arbeitgeber und Gewerkschaften auf bessere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen für ErzieherInnen und Sozialberufe. Der Einigung vom Morgen hatten der Verband kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) und die Bildungsgewerkschaft GEW bald zugestimmt. Am Nachmittag stimmte auch die 300-köpfige Verdi-Streikkommission dem Kompromiss zu.
Vorgesehen ist eine eigene Entgeltgruppe für die Sozial- und Erziehungsberufe im Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TvÖD), die etwa den ErzieherInnen ein leichtes Plus gewährt, und zwar auch gegenüber dem alten BAT. Im Schnitt erhalten sie nun 120 Euro mehr im Monat.
Der Städte- und Gemeindebund erwartet von der Einigung im Kita-Tarifstreit eine Mehrbelastung für die Kommunen in Höhe von 500 bis 750 Millionen Euro pro Jahr. Wegen des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren ab 2013 werden dann noch einmal weitere 70.000 ErzieherInnen gebraucht - und bezahlt werden müssen.
Die Arbeitgeber weinen allerdings teilweise Krokodilstränen, denn sie haben lange von einer Unterbewertung der Erziehungsarbeit profitiert. Als der neue Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes im Jahr 2005 eingeführt wurde, wurden die Erzieherinnen provisorisch in Gruppe 6 gesteckt, zusammen mit den dreijährigen Ausbildungsberufen. Das war nicht ganz ausbildungsgerecht, denn Erzieherinnen besuchen in der Regel eine Fachschule und werden insgesamt 5 Jahre lang ausgebildet.
Das ist formal ein ähnlicher Bildungsweg wie bei Technikern, die ebenfalls eine Fachschule besuchen. Techniker aber sitzen im TvÖD in der Entgeltgruppe 8 und bekommen dort bis zu 250 Euro mehr. Im Vergleich zum alten BAT machten Erzieherinnen erst recht Verluste. Bis zu 400 Euro weniger verdienen sie im neuen TvÖD. Das alles sollte schon längst geändert werden, bis 2007 sollten die ErzieherInnen neu eingruppiert sein.
Das aber zögerten die Arbeitgeber immer weiter hinaus. Ihnen war es Recht, dass die ErzieherInnen relativ preiswert zu haben waren. Die Kommunen haben also seit 2005 auf Kosten der Erzieherinnen gespart. Wenn sie diese Summe nun als "Mehrbelastung" beklagen, so könnte man mit dem selben Recht sagen, es sei die Summe, die den ErzieherInnen zuvor vorenthalten worden war.
Der Tarifkonflikt hatte sich seit Januar hingezogen und war von massiven Streiks begleitet worden, die viele Eltern klagen ließen. Allerdings waren auch die Sympathien für die ErzieherInnen groß geblieben: Denn die Anforderungen an ihren Beruf sind in den letzten Jahren ständig gewachsen.
So arbeiten die meisten Kitas mittlerweile mit Bildungsplänen. Jeder Entwicklungsschritt des Kindes soll dokumentiert werden. Zudem müssen sich immer mehr Kitas auf Kleinstkinder einstellen, die gerade erst laufen und sprechen lernen: Die aber brauchen ganz andere Betreuung als Drei- und Vierjährige. All diese Anforderungen aber schlagen sich bisher nicht in der Bezahlung nieder.
Generell, so haben Gutachten gezeigt, wird die Verantwortung für Menschen in den öffentlichen Tarifverträgen eher unterbewertet, im Gegensatz zur Verantwortung für Mitarbeiter oder für viel Geld: Das eine zählte man traditionell zu den typischen Frauentätigkeiten, die voller Idealismus betrieben werden und nur einen Zuverdienst erbringen müssen, das andere zu Männerberufen, die einen "Familienlohn" sicher stellen müssen. Diese Annahmen allerdings treffen die Realität längst nicht mehr. Die Aufwertung typischer Frauentätigkeiten steht also generell auf der Tagesordnung.
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