Friedlicher Machtwechsel in Guinea: Stunde der Hoffnung
Nach dem Ende der Militärdiktatur hoffen viele auf den friedlichen Wandel. Doch bei einem neuen ethnischen Konflikt wäre die Armee machtlos, Guinea braucht die Unterstützung der Nachbarländer.
D ie Wahl des legendären Oppositionsführers Alpha Condé zum Präsidenten von Guinea sollte all jenen Auftrieb geben, die ihren Glauben an die Möglichkeit von Demokratie in Afrika noch immer nicht verloren haben.
Jahrzehntelang Opfer politischer Verfolgung durch Guineas Militärdiktatoren, verkörpert Condé die Hoffnung auf friedliche Veränderung. Während die Nachbarländer Sierra Leone, Liberia und Elfenbeinküste in den letzten Jahrzehnten blutige Bürgerkriege erlebten, hat Guinea wider Erwarten den Wandel durch die Wahlurne herbeigeführt.
Doch Guineas Gesellschaft ist ethnizistisch aufgeheizt wie nie zuvor. Bei der Stichwahl um die Präsidentschaft standen sich nicht nur zwei politische Führer gegenüber, sondern auch die zwei größten Ethnien des Landes, die Peul und die Malinke. Jetzt, wo der Malinke Condé gewonnen hat und sich der Peul Cellou um den Sieg betrogen sieht, stehen auf beiden Seiten Scharfmacher praktisch Machete bei Fuß. Für Guinea ist das eine Zerreißprobe: Peul dominieren traditionell die Wirtschaft, Malinke das Militär. Aber nur beide zusammen können das Land wieder aufbauen.
Dominic Johnson ist Afrika-Redakteur im Auslandsressort der taz. Foto: taz
Guineas Stunde der Hoffnung ist daher zugleich eine Stunde der Wahrheit für die gesamte Region. Denn sollte doch noch ein ethnischer Bürgerkrieg ausbrechen, wäre Guineas Armee machtlos. Nach fünf Jahrzehnten Gewaltherrschaft sind Guineas Generäle kompromittiert, das Offizierskorps ist aufgebläht und die einfache Truppe schlecht bezahlt. Sie alle wären im Falle von Gewalt eher Partei als Friedensstifter.
Die westafrikanischen Nachbarn, vor allem Senegal und die Mediatoren Mali und Burkina Faso, stehen jetzt in der Pflicht, den Neuanfang in Guinea politisch zu begleiten und notfalls militärisch abzusichern. Und die ausländischen Investoren, die Milliardenprojekte zur Erschließung des Rohstoffreichtums von Guinea versprochen haben, müssen ihre Pläne zügig umsetzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!