Friederike Mayröcker ist tot: In Engelszungen schreiben
Für ihr aktuelles Buch wurde Friederike Mayröcker noch gefeiert. Nun ist die Wiener Schriftstellerin im Alter von 96 Jahren gestorben.
Auf ihren vielen Zetteln hielt sie Zwiesprache mit ihren Einfällen und mit den Klassikern, Christine Lavant, Francis Ponge und Samuel Beckett sind Bezugsgrößen, musikalisch Bach, Rameau und Schubert, an Jacques Derrida hat sie sich viel abgearbeitet, und im Band „Pathos und Schwalbe“ träumt sie davon, in Engelszungen zu reden.
Die Anzahl der Bücher, die sie im Verlauf von sieben Jahrzehnten geschrieben hat, darunter auch einige Hörspiele zusammen mit ihrem Lebensgefährten Ernst Jandl, ist unübersehbar. Für ihr aktuelles Buch „da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete“ hat sie viel Aufmerksamkeit bekommen.
„Entscheidend ist, dass diese Geflechte aus psychodynamischen Strömen nach außen hin keinerlei Zweifel darüber aufkommen lassen, dass sie nach ästhetischen Kriterien geformt sind“, schrieb im Vorfeld des Leipziger Buchpreises, auf dessen Shortlist sie gerade eben noch stand, der Autor Klaus Kastberger in der taz zu dem Band, und weiter: „Das schiebt den Unsäglichkeiten traditioneller Befindlichkeitsdiskurse hier von vornherein einen Riegel vor. Die vielen Bücher der Autorin sind keine Haufen lose hingeworfener Assoziationen. Ganz im Gegenteil: Erst in der Striktheit, mit der hier Formprinzipien eingelöst werden, greift Mayröcker ihrer Leserschaft ans Herz.“
1924 wurde Friederike Mayröcker geboren. In den frühen fünfziger Jahren kam sie in Kontakt zur Wiener Gruppe um H.C. Artmann und Gerhard Rühm. 1969 ließ sich sie sich von ihrer Arbeit als Lehrerin freistellen und lebte von da an als freie Autorin. 2001 bekam sie den Büchnerpreis. Am Freitag ist Friederike Mayröcker im Alter von 96 Jahren in Wien gestorben. (drk)
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