Friedenspreis-Streit: Es wird gefeiert (aber etwas später)

Der Göttinger Friedenspreis wird doch am kommenden Samstag an die „Jüdische Stimme“ überreicht – an anderem Ort (und eine Stunde später).

Die Kritiker*innen sind ausdrücklich eingeladen: In Göttingen wird am kommenden Samstag der Friedenspreis überreicht. Foto: aldi

HAMBURG taz | Allen Querelen zum Trotz, aller Kritik an der Jury-Entscheidung und wider all die – so möchte man es wenigstens annehmen – gut gemeinten Aufforderungen, ihn dieses Jahr doch besser auszusetzen: Der Göttinger Friedenspreis wird wie geplant am kommenden Samstag, 9. März, übergeben.

Den vergibt die Stiftung Dr. Roland Röhl seit 1999 an Organisationen oder auch Individuen, „die sich durch grundlegende wissenschaftliche Arbeit oder durch herausragenden praktischen Einsatz um den Frieden besonders verdient gemacht haben“; darunter Reporter ohne Grenzen und die Gesellschaft für bedrohte Völker, der Bielefelder Soziologe Wilhelm Heitmeyer – oder Andreas Zumach, langjähriger Korrespondent der taz in Genf und in diesem Jahr der Vorsitzende der Jury.

Erhalten soll den Preis 2019 der Verein Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost – und damit hat sich die – laut Stiftungssatzung – unabhängige Jury ziemlichen Ärger eingehandelt: Unter Hinweis auf die Nähe der Jüdischen Stimme zur in vieler Hinsicht problematischen Kampagne „Boycott, Divestment and Sanctions“ (BDS) äußerte sich zuerst der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Auch der Göttinger FDP-Bundestagsabgeordnete Konstantin Kuhle und die FDP-Ratsfrau Felicitas Oldenburg kritisierten den Preis für den „BDS-Verein“. Gegen die Verleihung sprachen sich im Weiteren unter anderem der Göttinger Uni-Asta, die Junge Union, die Jungliberalen, -grünen und -sozialisten aus. Auch der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, wandte sich gegen die Ehrung der Gruppe – und führte das soeben nochmals in der taz aus; Unterstützung unterhielten die Friedenspreis-Jury und die Jüdische Stimme auch: Auf Kleins Debattenbeitrag antwortete etwa der israelische Historiker Moshe Zimmermann.

Am schwersten wiegt aber wohl, dass Göttingens Bürgermeister und die Uni-Präsidentin, beide Teil des Stiftungskuratoriums, sich zurückzogen; auch stellt die Uni ihre Aula nicht mehr zur Verfügung. Es wird nun aber trotzdem einen Festakt geben, allerdings in Details anders als in den vergangenen 20 Jahren. In diesem Jahr beginnen, lässt Zumach wissen, die Feierlichkeiten erstmals um 12 Uhr, also eine Stunde später – damit, so Zumach, Gäste aus allen Teilen der Republik und dem benachbarten Ausland anzureisen die Chance erhalten. Und statt in der Uni-Aula trifft man sich nun in der Galerie Alte Feuerwache. „Herr Klein ist herzlich zur Teilnahme eingeladen“, so Zumach, ebenso Herr Schuster und Frau Oldenburg.

Alexander Diehl

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