: Friedensplan sofort
■ Trotz des Waffenstillstands gehen die Gefechte in Tschetschenien weiter
Moskau (dpa) – Rußlands Präsident Boris Jelzin hat von seinem Sicherheitsberater Alexander Lebed gestern einen Friedensplan für Tschetschenien binnen einer Woche gefordert. „Der Präsident erwartet, daß er einen mit allen Mitgliedern des Sicherheitsrats abgestimmten Plan zur weiteren friedlichen Beilegung nicht später als am 26. August erhält“, sagte Kremlsprecher Sergej Jastrschembski. Der Kreml gab zudem bekannt, daß Innenminister Anatoli Kulikow im Amt bleibt. Lebed hatte den Rücktritt Kulikows gefordert und andernfalls mit seinem eigenen gedroht. Lebed, der seine Vorwürfe gegen Kulikow bekräftigte, will nach Angaben seines Sprechers dennoch nicht zurücktreten. Lebed habe kein Ultimatum gestellt, erläuterte sein Sprecher gestern.
Ungeachtet der seit Sonntag vereinbarten Waffenruhe kam es in Grosny und anderen Teilen des Landes zu schweren Kämpfen. Beim Flughafen Chankala, am Ostrand von Grosny, sei in der Nacht zu Montag ein Angriff der Rebellen zurückgeschlagen worden, teilten russische Militärkreise mit. Auch in den Orten Bamut, Schali, Argun und Urus-Martan sei es zu Schußwechseln gekommen. In Grosny versuchten Truppen des Innenministeriums den strategisch wichtigen Minutka- Platz im Zentrum unter ihre Kontrolle zu bringen, meldete Interfax. Die russischen Streitkräfte töteten nach eigenen Angaben in der Nähe von Grosny 40 Rebellen, als sie einen Lastwagen und einen Bus der Rebellen angriffen. Die Russen drohten zudem mit militärischer Gewalt, falls die Tschetschenen den Zugang zu den in Grosny eingeschlossenen Militärposten nicht öffneten. Die Posten seien seit Tagen nicht versorgt worden, Verletzte hätten keine Hilfe erhalten. Kommentar Seite 10
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