: Freude in Bonn und Prag
■ Noch ist der Aussöhnungsvertrag nicht fertig, doch die Stimmung ist gut
Prag (dpa) – Die Verhandlungen zur Aussöhnung zwischen Deutschen und Tschechen kommen gut voran. Allerdings sei das Grundsatzdokument noch nicht fertig, beide Seiten hätten aber annehmbare Formulierungen gefunden, sagte gestern ein Sprecher des Außenministeriums in Prag. Die tschechische Zeitung Mlada fronta dnes hatte gestern berichtet, die Erklärung sei „um den Preis“ beiderseitiger Kompromisse entstanden. Offiziell wurde das noch nicht bestätigt.
Unter Berufung auf vertrauenswürdige Quellen berichtete das Blatt, in der Deklaration werde sich Tschechien für die „wilde Vertreibung“ nach Kriegsende entschuldigen, der Zehntausende Deutsche zum Opfer gefallen waren. Zudem werde Prag daran interessierten ehemaligen Sudetendeutschen die Erlangung der tschechischen Staatsbürgerschaft erleichtern. Im Gegenzug werde die Bundesrepublik nicht mehr auf die Frage der Vermögensansprüche der Sudetendeutschen zurückzukommen. Bonn wolle in der Erklärung angeblich außerdem die Unveränderlichkeit der Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges anerkennen, zu denen auch die von den Siegermächten in Potsdam am 2. August 1945 gebilligte, in „humaner und geordneter Form“ zu erfolgende, Aussiedlung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei gehöre.
Das Eigentum der in der damaligen Tschechoslowakei lebenden Deutschen war im Jahre 1945 ersatzlos beschlagnahmt worden. Über drei Millionen Sudetendeutsche mußten daraufhin das Land verlassen. Verurteilt werden soll von Prag laut Mlada fronta dnes aber nur die auf Mai bis August 1945 eingegrenzte Phase der „wilden“ Vertreibung.
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