piwik no script img

Freizeitmöglichkeiten statt Wohnfläche

■ Die Schulbehörde will einen Teil eines Schulhofs in Barmbek-Süd verkaufen. Eine Initiative hat dagegen ein Bürgerbegehren eingeleitet und will die Freifläche erhalten

Der Schulhof ist groß, keine Frage. Die Adolph-Schönfelder-Schule in Barmbek-Süd kann ihren 250 GrundschülerInnen mehr als die vorgeschriebenen 5,3 Quadratmeter Pausenhof pro Kindernase bieten. Ihre Auslauffläche ist mit viel Grün von der Van-Essen-Straße und der Dehnhaide abgeschirmt. Nachmittags ziehen hier Skater ihre Runden, Teenager wälzen Teenager-Probleme, und auf dem Rasen spielt ein minderjähriges Team Fußball.

Dass das nicht nötig sei, haben sich wohl die Schulbehörde und die Bezirksversammlung Nord gedacht und Anfang der neunziger Jahre dem Verkauf und der Bebauung eines satten Drittels des Schulhofs zugestimmt. Seit diesem Frühjahr läuft die Anhandgabe des Geländes an die künftigen Bauherren: Ein Frauenwohnprojekt des Vereins „Arche Nora“, das autofreie Wohnprojekt „Mobiles Wohnen“ und der kleine „Wohnungsverein Hamburg von 1902“, der nicht nur Wohnungen, sondern auch Büros bauen möchte. Mit alldem, behauptet die Schulbehörde, seien die Gremien der Schule einverstanden gewesen.

„Das ist nicht wahr“, erklärt Christine Eckmann, Mutter von zwei SchülerInnen der Adolph-Schönfelder-Schule und Sprecherin der Initiative „Brennpunkt Barmbek-Süd“. Weder der Elternrat noch die Schulkonferenz hätten je ihr Placet gegeben. Ganz im Gegenteil. „Wir Eltern haben erst im April von den Plänen erfahren und waren entsetzt.“ Seit dem Juni liegt auch von der Schulkonferenz eine Ablehnung aller Bebauungspläne vor. Es sei nicht hinzunehmen, „dass die einzige großräumige Freifläche im Stadtteil, die auch am Nachmittag genutzt wird, abgeschafft werden soll“, heißt es in der Begründung.

Die Initiative Brennpunkt Barmbek-Süd hat noch im Frühjahr ein Bürgerbegehren gegen die Bebauung des Schulhofs eingeleitet und mit den ersten 5000 eingereichten Unterschriften einen vorläufigen Planungsstopp erreicht. Auch die beiden Wohnprojekte wollen sich nicht gegen den Widerstand der Bevölkerung im Stadtteil ansiedeln. „Wir wünschen uns natürlich eine friedliche Lösung“, erklärt Erika Draeger von der Arche Nora, „sonst muss sich unser Projekt eben noch ein Weilchen gedulden.“

Die regierenden Bezirksfraktionen sind durch den Protest der Initiative in Bedrouille geraten. „Offenbar haben wir unsere Zustimmung falscher Tatsachengrundlage gegeben“, erklärt GALierin Martina Gregersen bedrückt. „Die Bezirksversammlung ging vom Einverständnis der Schule aus.“ Ob das Verfahren noch anders als durch ein erfolgreiches Bürgerbegehren aufzuhalten sei, weiß sie nicht – „das hängt von den Kosten ab, die dann auf uns zukommen.“

Unterstützung findet die Initiative bei den Oppositionsfraktionen. „Wenn überhaupt, dann sollten auf dem Schulhof Freizeitmöglichkeiten errichtet werden statt Büros“, sagt Karin Gritzuhn vom Regenbogen. Das notwendige Kleingeld dafür könnte aus dem Stadtteilentwicklungsprogramm (Step) kommen, in das Barmbek-Süd im Juni aufgenommen wurde. Das Step sieht unter anderem vor, die Situation für Kinder und Jugendliche in benachteiligten Gebieten zu verbessern – unter Mitwirkung der Bevölkerung. „Damit können sie gleich hier anfangen“, kommentiert Christine Eckmann.

Ulrike Winkelmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen