Freihandelsprotest und Konzerne: Kampagne gegen TTIP-Kritiker
„Angstmacherei“ und „Antiamerikanismus“: Laut einer Studie versuchten Thinktanks und Lobbyisten, Protestler zu diffamieren.
Das geht aus einer Zusammenstellung hervor, die die Nichtregierungsorganisationen Lobbycontrol und Corporate Europe Observatory unter dem Titel „Blaming the Messanger“ an diesem Donnerstag vorstellen. „Die Unternehmerlobby hat auf Verleumdung und üble Nachrede statt stichhaltige Argumente gesetzt“, sagt Max Blank von Lobbycontrol.
Bestes Beispiel sei der Vorwurf, TTIP-Kritiker seien vom Kreml finanziert worden. Er war zunächst vom Thinktank ECIPE im Rahmen einer Studie über die Freihandelskritiker erhoben worden. Später griff ihn sogar EU-Ratspräsident Donald Tusk auf. „Bis heute gibt es dafür keinen einzigen Anhaltspunkt“, sagt Bank.
Wichtige Akteure der Kampagne waren dem Bericht zufolge zudem die Amerikanische Handelskammer in der EU, der Lobbyverband Business Europe, die Bertelsmann-Stiftung sowie diverse Lobbyverbände aus der Pharma-, Finanz- und Chemiebranche. Einen Beleg, dass die „Diffamierungskampagne“ zentral geplant wurde, liefern die AutorInnen nicht; sie nennen aber Anhaltspunkte für eine „konzertierte Aktion“. Etwa, dass diverse Akteure von der gleichen PR-Firma – Hill & Knowlton – vertreten werden, so die „Business Alliance for TTIP“, die eigens gegründet wurde, um „Fehlwahrnehmungen“ zu korrigieren.
Max Blank, Lobbycontrol
Das Ziel, die öffentliche Meinung zu verändern, ist der Kampagne zumindest in Deutschland kaum gelungen. Die Politik griff die Behauptungen hingegen vielfach auf. Nicht nur CDU-Hardliner Joachim Pfeiffer erklärte im Bundestag, die TTIP-Kritiker würden mit „Ängsten und Emotionen“ Menschen für „ihr Geschäftsmodell instrumentalisieren“.
Auch Exwirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) warf etwa der Protestinitiative Campact, die eine wichtige Rolle beim TTIP- und Ceta-Protest spielte, vor, den Protest zum „Geschäftsmodell“ zu machen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich