Freigesprochene Christin: Asia Bibi angeblich noch in Pakistan
Der Anwalt der einst zum Tode verurteilten Katholikin hat erklärt, Asia Bibi sei nach Kanada ausgereist. Nun soll sie aber in Karatschi unter Behördenaufsicht stehen.
![eine Reihe schwer ausgerüsteter Polizisten mit Schutzschildern eine Reihe schwer ausgerüsteter Polizisten mit Schutzschildern](https://taz.de/picture/3235543/14/GerichtsgebaeudePakistanAsiaBibi.jpeg)
Auch die Nachrichtenagentur AP meldet, Asia Bibi sei weiterhin in Pakistan. Laut Aussage von Aman Ullah, einem Freund der Familie, sei sie von Sicherheitskräften in die pakistanische Stadt Karatschi gebracht worden. Bibi sei frustriert und ängstlich, und wisse nicht, wann sie Pakistan verlassen und nach Kanada reisen dürfe. Die 54-Jährige wird demnach in einem Raum festgehalten und kann diesen nicht verlassen.
Ullah sprach nach eigener Aussage am Freitag am Telefon mit Bibi. Er hat bereits in der Vergangenheit zwischen Bibi und europäischen Diplomaten vermittelt. „Sie hat keine Angaben, wann sie gehen kann. Sie sagen ihr nicht, warum sie nicht gehen kann“, sagte Ullah. „Die Tür öffnet sich nur zur Essenszeit.“ Am Morgen und am Abend könne Bibi telefonieren und rufe meist ihre Töchter an. Ihr Ehemann sei bei ihr.
Asia Bibis Anwalt Saif ul Malook hatte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zuvor telefonisch aus Pakistan mitgeteilt, sie sei bereits nach Kanada ausgereist. Die Frau wird von Islamisten mit dem Tode bedroht, weil sie wegen Blasphemie zum Tode verurteilt und dann aber freigesprochen worden war. Aus der Familie nahestehenden Kreisen hieß es unterdessen, Malook sei nicht mehr der Anwalt Asia Bibis. Viele Organisationen und Regierungen setzen sich dafür ein, dass sie in ein Land ihrer Wahl ausreisen darf.
Die Katholikin war am Dienstag vom Obersten Gericht Pakistans endgültig freigesprochen worden. Die Richter wiesen eine Petition gegen ihr Urteil vom 31. Oktober zurück, in dem sie den Vorwurf der Blasphemie als unbewiesen fallengelassen hatten. Asia Bibi saß mehr als neun Jahre lang wegen angeblicher Gotteslästerung in einer Todeszelle. Der Landarbeiterin war vorgeworfen worden, 2009 in einem Streit um ein Glas Wasser mit muslimischen Frauen den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Auf ein solches Vergehen steht in Pakistan seit den 80er Jahren die Todesstrafe.
2010 war Asia Bibi zum Tode verurteilt worden. Berufungsverhandlungen zogen sich aufgrund des Drucks von Islamisten über Jahre hin. Nachdem sie im Oktober 2018 erstmals freigesprochen worden war, gab es tagelange Straßenproteste in Pakistan, bis die Regierung schließlich zusagte, das Urteil überprüfen zu lassen. Der Frau wurde daraufhin die Ausreise verweigert. Sie hielt sich an einem geheimen Ort auf, da es Todesdrohungen gegen sie und ihre Familie gab.
Mehrere Länder, darunter auch Deutschland, hatten angeboten, Asia Bibi Asyl zu gewähren. Auch ihr Anwalt hatte sich wegen Todesdrohungen gegen ihn selbst einige Monate im Ausland aufgehalten.
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