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■ KommentarFrechheit siegt

Die Bremer DVU hat in die eigene Tasche gewirtschaftet – schon wieder – zum wievielten mal denn eigentlich schon? Langsam setzt der Gewöhnungseffekt ein, und das Wort Skandal taugt bald höchstens noch für's Kaschperletheater, wenn das Krokodil der armen Großmutter die Enkelin wegfrißt. Da tobt das Publikum, aber ob die Blohm und der Weidenbach auf Steuerzahlerticket nach Moskau oder China oder Delmenhorst gefahren sind, das stört bald keinen Menschen mehr.

Im Kaschperletheater, da taugt das Protestgeschrei wenigstens noch was. Da kommt der Kaschper mit der Dachlatte, und der haut dann dem Krokodil die Enkeltochter aus dem Leib. Ende gut, alles gut. Und im richtigen Leben? Na gut, es passiert auch was: Der Rechnungshofpräsident springt im Dreieck und wird einen gepfefferten Bericht schreiben, der dann aber kaum noch jemanden interessiert (siehe oben). Mehr Zwangsmittel hat er nicht. Die hat dann schon der Bürgerschaftspräsident, weil der richtiges Geld richtig sperren kann. Hat er auch schonmal getan, damals, als die DVUler sich monatlich mit 800 Mark aus der Fraktionskasse bedient hatten. Da hat ihnen der Klink die Zuschüsse gesperrt, bis das Geld wieder in der Staatskasse war. Bleibt nur ein Rechenfehler: Die haben sich aus der Fraktionskasse privat bedient, Klink hat aus der Fraktionskasse zurückgenommen. Ergebnis: Fraktionskasse doppelt leer, Privattasche weiterhin voll. Und wenn der neue Fall genauso behandelt wird, dann steht am Ende die Erkenntnis: Frechheit siegt. Wo ist der Kaschper mit der richtigen Dachlatte? Jochen Grabler

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