Frauenmärz 2024 in Tempelhof-Schöneberg: Ein Tag ist nicht genug
„Frauen gestalten Zukunft“ ist das Frauenmärz-Motto. Einen Monat lang gestalten starke Frauen das Programm voller Politik, Diversität und Empowerment.
Klar, dafür reicht eine Veranstaltung nicht aus. Schönerweise steht der gesamte Monat März ganz im Zeichen der Frauen. Und das nicht erst, seitdem der Frauentag im Jahr 2019 in Berlin offizieller Feiertag geworden ist. Die Hauptstadt war damit übrigens Vorreiter. Mecklenburg-Vorpommern hat vergangenes Jahr den 8. März ebenfalls zum Feiertag erklärt.
Im Rahmen von vier Wochen Frauenmärz sollen laut Ankündigung Frauen zu Wort kommen, „die das Morgen aktiv gestalten und den Weg ebnen für eine zukunftsfähige Welt“. Gleichzeitig soll in Stadtführungen, Workshops, Lesungen und Filmabenden die Erinnerung an bedeutende Frauen aus der Vergangenheit lebendig gehalten werden.
Gestartet ist der Frauenmärz bereits 1986 in Tempelhof und „war bis 1990 einmalig in Berlin“, weiß Ivanka Jagec vom Veranstaltungsmanagement zu berichten. Entstanden ist der Veranstaltungsmarathon „aus der engagierten Zusammenarbeit von Akteurinnen und Künstlerinnen rund um die Musikschule und Volkshochschule sowie Bürger*innen im Bezirk, unterstützt von Politikerinnen verschiedenster Parteien“.
Frauenmärz 2024 in Tempelhof-Schöneberg Vom 1. bis 28. März stehen rund 40 Veranstaltungen auf dem Programm. Es gibt Diskussionen, Lesungen, Ausstellungen, Workshops, Filme (etwa am 22. März über die Dichterin Audre Lorde) und Stadtführungen in Tempelhof-Schöneberg. Ein „Frühlingsfest für EinElternFamilien“ findet am 23. März statt. Alle Termine und Veranstaltungsorte (oft sind Voranmeldungen nötig) unter frauenmaerz.de – alle Angebote sind kostenfrei. (taz)
Ein ambitioniertes Programm
Das sieht man dem umfangreichen, politisch wie zivilgesellschaftlich ambitionierten Programm auch an. Nach der Fusion der Bezirke Tempelhof und Schöneberg wurde die Veranstaltungsreihe weitergeführt. „Sie stellt bis heute eine wichtige Plattform für die Sichtbarkeit, den Austausch und die Vernetzung von Frauen rund um Fragen der Geschlechtergerechtigkeit dar“, sagt Ivanka Jagec.
Zum ersten Mal findet am 1. März die „Frauenmärz“-Eröffnung am Flughafen Tempelhof statt. Ein Ort, der für eine bewegte Vergangenheit steht und der in den kommenden Jahren zu einem Stadtquartier für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft werden soll. „Frauen gestalten Zukunft“ – die Location passt also zum Motto. Es gibt Musik und eine Impro-Show der Schauspielerinnen von Chaos Royal.
Als Rednerin des Abends ist Sophia Hoffmann eingeladen. Die Köchin, Autorin und Gastronomin zeigt in ihrem Berliner Bio-Restaurant, wie vegane, nachhaltige Küche aussehen kann. Sie freut sich darauf, wie sie der taz erzählt, kennt den Frauenmärz auch schon länger, war aber selbst noch nie dort. „Das Motto des Frauenmärz wird das Leitthema in Verbindung mit meinem Beruf sein“, sagt Hoffmann. „Ich spreche zu Fragen, wie wir zum Beispiel einen Paradigmenwechsel in der Gastronomie hinbekommen. Empowerment und Netzwerken sind zwei andere Stichpunkte.“
Brandenburgische Frauenwochen Unter dem Motto „Dit könn wa besser!“ starten am 7. März die 34. Brandenburgischen Frauenwochen. Landesweit sind mehr als 200 Veranstaltungen geplant, wie das Sozialministerium und der Verein Frauenpolitischer Rat am Mittwoch in Potsdam gemeinsam mitteilten. Eingeladen wird zu Diskussionen, Ausstellungen, Workshops, Theateraufführungen, Sportveranstaltungen und Lesungen. Der Auftakt findet am 7. März in Wittenberge statt. (dpa)
Was sie mit Paradigmenwechsel genau meint? In der Gastronomie arbeiten ja einerseits viele Frauen im Service und auch zahlreiche Männer mit Migrationserfahrung in den Küchen – Letztere bekommt man kaum zu Gesicht.
Sophia Hoffman hat eine Menge zu erzählen
„Ja, es geht um Sichtbarkeit“, sagt Hoffmann. „Der Restaurantbetrieb im Sterne-Bereich ist ja sehr männlich, weiß und elitär, mit Investmentfirmen im Hintergrund. Gleichzeitig gibt es viele Frauen, viele Nichtweiße, die in der Gastronomie arbeiten, aber nicht so sichtbar sind. Ich setze mich viel damit auseinander, wie man das verändern kann.“
Daran arbeitet sie ganz konkret. In ihrem Restaurant „Happa“ in der Schlesischen Straße in Kreuzberg, das Hoffmann seit November 2022 mit Nina Petersen betreibt, stehen ökologische Nachhaltigkeit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Vordergrund. „Es geht natürlich darum, die Gäste glücklich zu machen, aber auch, unseren Bedürfnissen gerecht zu werden“, sagt Hoffmann, deren Team „nur aus Frauen und nonbinären Personen“ besteht. „Das war so nie geplant, hat sich so entwickelt.“ Sophia Hoffmann hat also eine Menge zu erzählen.
Magdalena Sporkmann ist ebenfalls Teil des Frauenmärz-Programms und mit einer Lesung aus ihrem Buch „Miss Money – Was schlaue Mädchen über Geld wissen sollten“ am 16. März dabei. „Bereits ganz jungen Frauen das nötige Wissen und Selbstvertrauen zu vermitteln, damit sie finanziell unabhängig werden und bleiben, ist meine tägliche Mission“, sagt sie der taz. „Ich träume von einer Gesellschaft, in der Frauen Männern endlich auch finanziell gleichgestellt sind, denn Geld bedeutet Macht.“
Für die Autorin ist es wichtig, dass Mädchen schon in jungen Jahren lernen, mit Geld umzugehen. „Wir leben in einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung und gehen jeden Tag mit Geld um“, sagt Magdalena Sporkmann. „Da ist es immens wichtig, dass bereits junge Menschen lernen, dieses mächtige Werkzeug Geld richtig zu nutzen, um so langfristig stabil auf eigenen Füßen zu stehen und die eigenen Träume zu verwirklichen.“
Für Mädchen sei dieses Wissen besonders wichtig, denn finanzielle Ungleichheit zwischen den Geschlechtern beginne bereits im Kindesalter: „Mädchen haben weniger Wissen und Selbstbewusstsein in Sachen Finanzen als Jungen. Das möchte ich ändern.“
„Schwarz. Deutsch. Weiblich“
Der Wille zur Veränderung wohnt auch einer Veranstaltung am 19. März inne: Im Schöneberg Museum stehen Lesung und Gespräch mit Natasha A. Kelly und Abenaa Adomako auf dem Programm. In ihrem Buch „Schwarz. Deutsch. Weiblich. Warum Feminismus mehr als Geschlechtergerechtigkeit fordern muss“ geht Kelly anhand von persönlichen und kollektiven Erfahrungen der Geschichte des Schwarzen Feminismus in Deutschland nach.
Unter den porträtierten Frauen, die sie inspiriert haben, ist auch Abenaa Adomako, Aktivistin, Mitbegründerin der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e. V. (ISD) und Co-Autorin des Buches „Farbe bekennen“. Im vergangenen Jahr war die von Adomako mitkuratierte Ausstellung über ihre Familiengeschichte „Auf den Spuren der Familie Diek“ im Schöneberg Museum zu sehen. An Themen dürfte es beiden Gesprächspartnerinnen an diesem Abend also nicht mangeln.
Aber müsste es den Frauenmärz nicht das ganze Jahr über geben? „Ich bin für bestimmte Momente im Jahr, die besonders gefeiert werden“, sagt Abenaa Adomako, „die eine gewisse Konzentration bringen, etwas so wie der Black History Month, der immer im Februar stattfindet. Aber die Themen sollten natürlich weiterhin tagesaktuell beachtet werden können.“
Abenaa Adomako
Der Einfluss von Frauen dürfe nicht unterschätzt werden. „Frauen sind und waren in vielen Dingen die Vorreiterinnen“, sagt Adomako. „Mein Gefühl und meine eigene Lebenserfahrung zeigt, dass Frauen viel in die Wege leiten. Ohne Frauenprojekte zu Themen wie Feminismus, Rassismus, Diversität und ohne Frauen wie Audre Lorde wäre meine eigene Zukunft anders verlaufen.“
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