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Frauenhausleiterin über Sachsen-Wahl„Sachsenweit gibt es große Defizite“

Viele Frauen in Leipzig können sich den Aufenthalt im Frauenhaus nicht leisten, sagt Marlies Sonntag. Sie wünscht sich, dass ein Aufenthalt dort nichts kostet.

„Man bräuchte dafür eine Fachkraft“: Frau in einem Frauenhaus. Bild: dpa
Jasmin Kalarickal
Interview von Jasmin Kalarickal

taz: Frau Sonntag, gehen Sie wählen?

Marlies Sonntag: Ja klar.

Was erwarten Sie von der Wahl?

Wir sind zwar in sehr gutem Kontakt mit PolitikerInnen auf Landesebene, aber es hapert meist mit der Umsetzung unserer Forderungen.

Können Sie die Situation der sächsischen Frauenhäuser kurz skizzieren?

Im Jahr 2013 waren 582 Frauen und 628 Kinder in den sächsischen Frauen- und Kinderschutzhäusern. Die Zahl bleibt in Sachsen konstant hoch.

Womit haben Sie am meisten zu kämpfen?

Wir bräuchten dringend eine gesicherte Festbetragsfinanzierung. Momentan müssen wir jedes Jahr neue Gelder beantragen und erneut hoffen, sie zu bekommen. Außerdem orientieren sich diese Gelder nicht mehr an den realen Kosten. Es wird immer schwieriger, für die Sach- und Betriebskosten aufzukommen.

Im Interview: Marlies Sonntag

53, ist Vorstandsmitglied des Vereins Frauen für Frauen. Der 1990 gegründete Verein betreibt das autonome Frauenhaus in Leipzig, einen Frauennotruf und Beratungsstellen.

Welche Folgen hat das?

Wir vom Frauenhaus Leipzig müssen von den Frauen Miete nehmen. Wenn die Frauen Arbeitslosengeld II beziehen, ist das okay, weil die Jobcenter das übernehmen. Aber wenn Rentnerinnen, Studentinnen, Arbeitnehmerinnen, die ein geringes Einkommen haben, in Gewaltsituationen stecken und auf ein Frauenhaus angewiesen sind, dann wird es schwer.

Warum?

Die meisten müssen ihre alte Miete noch drei Monate weiterzahlen. Deswegen haben wir immer wieder Frauen, die nicht bleiben können, weil sie es sich nicht leisten können. Das ist ein totales Unding.

Wie viel müssen die Frauen denn zahlen?

Acht Euro pro Tag, aber das muss man erst mal aufbringen. Und trotz Miete wird noch an allen Ecken und Enden gespart. Manchmal fehlt dann benötigtes Küchengerät oder gutes pädagogisches Spielzeug.

Wie geht es den Kindern, die in Frauenhäusern leben?

Egal ob Kinder selbst oder innerhalb der Elternbeziehung Gewalt erleben, sie tragen immense Schäden davon. Sie müssten unabhängig von den Müttern kindgerecht beraten werden. Man bräuchte dafür eine Fachkraft, die mit traumatisierten Kindern arbeiten kann. Wir haben niemanden, obwohl wir das seit Jahren versuchen. Sachsenweit gibt es große Defizite in diesem Bereich.

Wie viele Frauen und Kinder leben bei Ihnen?

Wir haben Platz für 15 Frauen und alle Plätze sind belegt. Dann leben noch 16 Kinder hier.

Verraten Sie, wen Sie wählen?

Das ist nicht Ihr Ernst, oder?

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