Frauen protestieren gegen Erdoğan: Sie haben Rücken

Frauen kehren beim Wahlkampf dem türkischen Präsidenten aus Protest die Rückseite zu. Tausende schließen sich auf Twitter an.

Kurdische Frauen

Kurdische Frauen protestieren gegen die AKP, Mitte Mai. Foto: reuters

BERLIN taz | Mitten im Wahlkampf wünschen sich Politiker vor allem, dass ihnen die Massen zujubeln. Dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan wenden seit Montag jedoch viele Frauen den Rücken zu – wortwörtlich.

Während einer Tour durch Iğdır im Osten der Türkei wandte sich eine Gruppe von Frauen von Erdoğan ab, der in seinem Kampagnenbus durch die Ortschaft fuhr. Dabei sollen sie mit ihren Fingern das Victory-Zeichen geformt haben. Wie türkische Medien berichten, soll die Gruppe der HDP, der Kurdischen Demokratischen Volkspartei, angehören. Die oppositionelle Gruppierung kämpft derzeit für den Einzug ins Parlament.

Über die ablehnende Geste zeigte sich der amtierende Präsident wenig erfreut und verurteilte die Aktion mehrfach. Bei späteren Auftritten verwies er darauf, dass Politik nur im Parlament gemacht werden dürfe – also von den Abgeordneten. Dies sollte jeder wissen, der „eine Spur von Höflichkeit, Ehre und Kompetenz“ besäße. Kritik sei scheinbar in Ordnung, aber doch bitte nicht von allen und nicht auf der Straße.

Erfreut über die Tatsache, dass sich Erdoğan tatsächlich so leicht provozieren lässt, setzt sich der Protest nun im Internet fort: Unter dem Hashtag #SırtımızıDönüyoruz (“Wir drehen unseren Rücken“) veröffentlichten Frauen innerhalb weniger Stunden Tausende Fotos ihrer Rückseiten, bisher wurden über 130.000 Tweets zu dem Thema abgesetzt. Auch Männer beteiligen sich inzwischen an dem Aufstand.

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Mit den Fotos wollen sie Korruption und die frauenfeindliche Politik der Regierungspartei AKP bekämpfen, erklären die Beteiligten. Bereits mehrfach äußerte sich Erdoğan dazu, dass eine Gleichstellung von Frau und Mann unnatürlich sei. Zudem fordert er, dass Frauen mindestens drei Kinder bekommen müssen, um ihre Nation zu erhalten, andere Parteimitglieder geben regelmäßig Kleidungs- und Verhaltensempfehlungen für Frauen in der Öffentlichkeit ab.

Die Sozialen Netzwerke wurden Präsident Erdoğan nicht zum ersten Mal zum Verhängnis. Bereits im letzten Jahr formierte sich ein Twitter-Protest, nachdem ein Regierungsmitglied Frauen das laute Lachen in der Öffentlichkeit verbieten wollte. Auch die Bürgerproteste im Jahr 2013 auf dem Taksim-Platz wurden durch die neuen Medien geprägt. Der Präsident kennt und fürchtet die Macht von Twitter und Co.: Im letzten Jahr ließ er die Seite mehrfach sperren, als die Kritik zu laut wurde.

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