Frauen in Führungspositionen: Zielquote Null
Viele Unternehmen halten eine Quote für sinnlos. Doch wer sie hat, ist glücklich. Das geht aus einem Stimmungsbarometer hervor.
Die häufigstes Antwort: gar nicht. 54 Prozent der angesprochenen Unternehmen erklärten, eine Einführung von Zielgrößen sei nicht geplant. Das sind ungefähr so viele wie auch angeben, der Regelung nicht zuzustimmen: 51 Prozent. Noch viel mehr finden das ganze Instrument sinnlos: 67 Prozent meinen, es würde keine Wirkung entfalten.
Die Pflicht, selbst gewählte Zielzahlen vorzulegen, ist Teil des seit 1. Mai geltenden „Gesetzes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft“. Großunternehmen müssen darüber hinaus auch noch ihren Aufsichtsrat quotieren. Bis mindestens 30 Prozent erreicht sind, müssen sie Frauen einstellen. Tun sie es nicht, bleibt der Stuhl leer.
Die freiwilligen Angaben für die Topetagen unterhalb der Aufsichtsräte sollten eigentlich kein Problem darstellen, sie tun es aber offenbar. Erst wollte das Ministerium die Zahlen gar nicht veröffentlichen, dann versprach man sich doch einen Weckeffekt davon. „Wir schicken ihnen nun noch einen ‚Liebe-Freunde-Brief‘, in dem wir darauf aufmerksam machen, dass sie am 30.9. liefern müssen“, erklärte Schwesig dazu – und ging zu den etwas positiveren Ergebnissen über: 74 Prozent der Unternehmen sehen, dass eine Frauenquote im Aufsichtsrat die Attraktivität der Unternehmen für Bewerberinnen und in der Öffentlichkeit steigert. Und immerhin 51 Prozent versprechen sich mehr Erfolg des Unternehmens von dieser Maßnahme.
Zu den insgesamt eher verhaltenen Reaktionen passt, was sich die TeilnehmerInnen der Konferenz, die von der NGO Fidar (“Frauen in die Aufsichtsräte“) organisiert wurde, in den Pausen erzählten: Es ist nämlich laut Quotengesetz auch möglich, seine Zielzahl für die Topetagen auf Null zu setzen – aber nur, wenn man damit keinen Rückschritt macht. Nun versuchten einige Unternehmen, ihre Frauen in Führungspositionen noch schnell loszuwerden, damit sie dann bequem eine Nullquote anpeilen können, so das Gerücht.
Man muss die Stereotype stoppen
Es gibt immer wieder Firmen, die es anders machen und damit auch erfolgreich sind: Der Hauhaltsdienstleistungsriese Sodexo aus Frankreich mit 18 Milliarden Euro Umsatz etwa verglich die Leistungen seiner Teams und stellte fest, dass der Output bei den gemischten Gruppen einfach besser war als bei den homogen besetzten.
Daraufhin setzte sich das Unternehmen Zielgrößen auf allen Ebenen und baute zudem Barrieren ab: Man kann bei Sodexo flexibel arbeiten, es gibt Mentorenprogramme und Kommunikationstrainings, die die Firmenkultur familienfreundlicher machen soll. „Sie müssen die Stereotype stoppen“, erklärte Sophie Bellon, die Vizevorsitzende des Sodexo-Aufsichtsrats. Möglich sei das nur von oben: „Es ist leicht, wenn Sie die Verantwortung haben, es muss vom Topmanagement ausgehen“, meinte sie.
Der Trend geht übrigens zur Einbeziehung der Männer, so stellte es Janine Prime fest, die Vizepräsident des berühmten Cataliyst-Instituts, das sich selt Jahren mit den Geschlechterverhältnissen in Führungsjobs beschäftigt. Immer mehr merkten, dass sie ebenso von einem familienfreundlichen Unternehmen profitierten wie Frauen. Sie interessierten sich eigentlich für Gleichstellungsfragen, würden sich nur nicht trauen, mitzureden – aus Angst, andere Männer könnten sie für ein Weichei halten. Frauen sollten sie deshalb aktiv in die Gespräche über Gleichstellung einbeziehen, so Prime. Bisher haben in Deutschland allerdings nur wenige darauf angesprochen. Es sei denn, man hält Totstellen für Kommunikation.
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