Frau führt UN-Blauhelmtruppe: Auf der Harley durchs Glasdach
Erstmals steht eine Frau an der Spitze einer UN-Friedenstruppe. Kristin Lund hat viel Erfahrung und kontert Playboy auch schon mal mit Playgirl.
Pferde hat Kristin Lund schon immer geschätzt. Als Jugendliche im Sattel von Vierbeinigen, jetzt in erdnäherer Sitzhaltung die gesammelten Pferdestärken ihrer Harley-Davidson „Fat Boy“. „Ich hatte ja meine Vorurteile gegenüber dem Biker-Milieu“, erzählt sie: „Na ja, Männer mit 40 in der Midlife-Krise.“ Doch vor 15 Jahren schenkte sie sich dann selbst eine Harley. Zu ihrem 40. Geburtstag. „Mit dem Alter hat das aber nichts zu tun“, versichert die Generalmajorin: „Es ist einfach toll, so die Natur zu genießen.“
Für das Vereinsleben in Oslos Harley Owner Group wird die 55-Jährige in nächster Zeit allerdings wenig Zeit haben. Am Montag wurde sie zur Chefin der UN-Friedenstruppe für Zypern (UNFICYP) ernannt.
Seit fünf Jahren Norwegens erste Frau im Generalsrang, wird sie damit ab August auch die erste Frau an der Spitze einer Blauhelmtruppe sein. „Ein Glasdach“ sei damit gesprengt worden, meinte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon: Nach 66 Jahren mit Friedenstruppen erstmals eine Oberkommandierende. Der Zyperneinsatz wird mit der US-Amerikanerin Lisa Buttenheim als Chefin des zivilen Teils von einer weiblichen Doppelspitze geführt.
„Ist man Erste, spürt man schon eine spezielle Verantwortung“, sagt die künftige Befehlshaberin von 1.000 BlauhelmsoldatInnen. Lund hat 34 Jahre Erfahrung bei der norwegischen Armee, war seit 1986 Mitglied von UN-Friedenstruppen, unter anderem im Libanon und in Exjugoslawien, und am Isaf-Einsatz in Afghanistan beteiligt.
Ihre Militärkarriere begann sie 1979 beim Transportkorps: „Die erste Einheit, die auch für Frauen offenstand.“ Nicht leicht, diese Anfangszeit, erinnert sie sich. Und weil sie bald den Sexismus ihrer männlichen Kollegen leid war und ihre Pin-up-Bilder, besorgte sie sich ein „Playgirl“-Heft: „Fotos fescher Jungens an der Wand mit voll sichtbarer Ausrüstung – es half faktisch recht schnell.“
Nun werde sie sich erst einmal einlesen müssen, verschiebt Lund inhaltliche Stellungnahmen zu ihrem Zypernauftrag. Sie hoffe aber, dazu beitragen zu können, dass die Unruhen an der Pufferzone wieder abnehmen werden. Im Übrigen sei Zypern ja ein „fantastisches Land“. Sicher auch vom Sattel der Harley aus.
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