Das Portrait: Frau auf dem Weg nach oben
■ Marion von Haaren
In den Leitungspositionen der öffentlich-rechtlichen Anstalten schmückt man sich gern mit Frauen. Besonders bei der Kölner sozialdemokratischen Bastion, dem Westdeutschen Rundfunk, regiert nicht allein die Zuschauerquote, sondern seit einigen Jahren auch die Frauenquote. Zwar ist die Geschäftsleitung um Intendant Fritz Pleitgen rein männlich, doch unterhalb dessen sind in den letzten Jahren vermehrt Journalistinnen aufgestiegen. Nun hat es wieder eine die Treppchen weiter geschafft: Die Bonner WDR-Korrespondentin Marion von Haaren, 39, soll nach dem Willen von Pleitgen neue Fernsehchefredakteurin werden – nur der Verwaltungsrat des Senders muß im Februar noch zustimmen.
Mit Marion von Haaren rückt ein typisches WDR- Gewächs auf: (links-)sozialdemokratisch, karrierebewußt, Bildschirmpräsenz ausstrahlend. Wer in dem mächtigsten der ARD-Sender nach oben kommen will, muß neben politischem Harmoniegefühl eine solide Intrigenfähigkeit mitbringen. Marion von Haaren, die sich im Fernsehen mit Wirtschafts- und sozialpolitischen Themen profilierte und ARD-Zuschauern durch Tagesthemen-Kommentare und die Moderation der Sendung „Plusminus“ bekannt wurde, absolvierte zuvor eine typische Journalistenbiographie: Fachausbildung in der Kölner Journalistenschule, Studium der Volkswirtschaft, Stipendium der SPD-Friedrich-Ebert-Stiftung. Seit 1984 dann ein schneller Aufstieg im WDR. Kollegen attestieren ihr eine rasche Auffassungsgabe und eine sichere Orientierung im Nachrichtengeschäft. Kritiker werfen ihr vor, darüber hinausgehend jedoch gebräche es ihr an journalistischer Phantasie.
Unklar ist noch, welche Kompetenzen und damit welchen Einfluß Marion von Haaren als Fernsehchefredakteurin haben wird. Denn eben wurde ihr Vorgänger Niklaus Brender als Programmchef für das renovierte dritte WDR-Programm benannt. Eine Stelle, die neu geschaffen wurde, nachdem der WDR beschlossen hatte, seine Kräfte verstärkt auf das Dritte zu konzentrieren.
Die neue Position dürfte für Marion von Haaren kaum die letzte sein. Nah ist der Tag, an dem die Frauenquote auch die Direktionsebene des WDR erreichen muß. Und auch die Privatsender haben sich in der Vergangenheit gern beim WDR personell bedient. Lutz Meier
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen