Frankreichs Präsidentenaffäre: First Lady, Second Lady
Hollandes Affäre mit der Schauspielerein Gayet begann angeblich vor seiner Wahl zum Präsidenten. Jetzt verklagt sie das Enthüllungsmagazin. Er nicht.
PARIS taz | Die französische Schauspielerin Julie Gayet hat gegen das Magazin Closer eine Klage wegen Verletzung ihrer Privatsphäre eingereicht. Sie hat gute Aussichten, damit vor Gericht Recht zu bekommen. Namentlich die heimlich mit Teleobjektiv von einem Paparazzi-Fotografen geknipsten Bilder von ihre reichen für eine Verurteilung des Magazins. Gayets Klage kommt indes nicht einem Dementi ihrer Liaison mit François Hollande gleich, weil sie sich nicht gegen mögliche „Verleumdung“ zur Wehr setzt.
Zu verheimlichen oder abzustreiten gibt es wohl ohnehin nicht mehr viel. Hatten die französischen Medien zuerst noch verschämt von der „angeblichen“ Beziehung gesprochen, wollen sie heute eine Klarstellung, vor allem nachdem Closer in einer zweiten Folge seiner Enthüllungen bvehauptet, die Liaison habe schon vor zwei Jahren begonnen – das wäre vor Hollandes Wahl zum Präsidenten.
Seit wann also ist der Staatschef mit der Schauspielerein zusammen und wie seriös ist es ihm damit? Vor allem: Was ist die zukünftige Rolle seiner bisher offiziellen, aber nicht mit ihm verheirateten Partnerin Valérie Trierweiler, die bei Staatsanlässen immer die Rolle der First Lady gespielt hat?
Gibt es neben dieser „Première Dame“ nun auch eine „Deuxième Dame“? So fragt hämisch Le Figaro, wohl wissend ,dass dieser Ausdruck der Zweitfrau eine Anspielung auf eine (französische) Bezeichnung für die Mätressen afrikanischer Herrscher ist, die als „Deuxième Bureau“ bezeichnet werden.
Trierweiler hat sich bisher zum ganzen Rummel nicht geäußert. Sie hält sich weiter zur Erholung in einer Klinik auf und schweigt. Hollande soll sie am Donnerstag abend besucht haben. Aber ist sie wirklich aus allen Wolken gefallen und total schockiert?
Die wusste Bescheid
Laut Closer war Valérie Trierweiler – wie viele andere im Umkreis des amtierenden Präsidenten auch – schon seit sehr langer Zeit eingeweiht. Auf Trierweilers eifersüchtige Intervention hin hätten die beiden sich bloß ein paar Wochen lang nicht mehr getroffen. Noch vor Jahresende 2013 sei ihre Liebe aber wieder aufgeflammt. Die Versuche, ihre Treffen mit möglichst viel Diskretion geheim zu halten, haben nichts gefruchtet.
Hat da womöglich jemand absichtlich Closer ein paar Tipps für eine sensationelle Schlagzeile geliefert? In der sozialistenfreundlichen Zeitung Le Monde wird über eine mögliche Scmuddelkampagne des „Sarkozy-Clans“ spekuliert. Der frühere konservative Präsident, der an ein Comeback denkt, habe nämlich noch immer, vor allem unter Polizisten und Sicherheitsverantwortlichen, im Elysée seine Vertrauten und Informanten. Es klingt plausibel, doch Beweise bleibt „Le Monde“ schuldig.
Mit der traditionellen Respektierung der Privatsphäre des Staatspräsidenten scheint es allemal zu Ende zu sein. Obwohl die Franzosen und Französinnen bei Umfragen versichern, ihnen seien diese Geschichten gleichgültig, möchten sie, dass die Beziehungsprobleme im Elysée-Palast im Interesse der Staatsführung rasch geregelt werden. Vorerst aber liefern die enthemmten Medien jeden Tag neue Gerüchte. Frankreichs Präsident verkommt so zum Held einer Serie unter dem Niveau von „West Wing“, die eher irgendwo zwischen Schwank und Staatsaffäre angesiedelt ist.
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