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Frankreichs Parlament verschiebt VotumKeine Zeit für Zirkustiere

Eigentlich sollten die französischen Abgeordneten über das Aus für Löwen, Tiger oder Delfine in Zirkussen abstimmen. Dann gab es Terminprobleme.

Tierschutz passt in Frankreich nicht auf die Agenda Foto: Hans Lucas/imago

Paris taz | Angeblich aus Zeitnot konnte am Donnerstagabend in der französischen Nationalversammlung über eine Gesetzesvorlage zum Schutz von Zirkustieren nicht abgestimmt werden. Das vorgeschlagene Verbot, Löwen, Tiger oder Delphine zur Show-Zwecken zu halten und dazu von Stadt zu Stadt zu transportieren, muss warten.

Die parlamentarische Debatte wurde nach nur zwei Stunden abgebrochen und auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Initiator der Verschärfung der bisher geltenden Tierschutzbestimmungen, der Abgeordnete Cédric Villani von der Fraktion „Ökologie, Demokratie, Solidarität“, war sehr enttäuscht. Es fürchtet nun, dass mit dieser Vertagung das Thema auf die lange Bank geschoben wird. Dabei gehört seine Fraktion zur Regierungsmehrheit im Parlament.

Frankreich sollte wilde Tiere aus der Zirkusarena und Delphine aus Freizeitparks verbannen. Ähnliche Regelungen gibt es bereits in mehreren Ländern, beispielsweise in Dänemark.

Für die Halter war dazu eine Übergangsfrist von mehreren Jahren sowie eine finanzielle Entschädigung vorgesehen. Diese waren dennoch empört über den Plan, die „traditionellen“ Spektakel von Tierbändigern mit wilden Tieren zu verbieten. Dabei ging die von der Umweltministerin Barbara Pompili unterstützte Gesetzesvorlage viel weniger weit, als dies Villani und die Tierschutzvereine ursprünglich gewünscht hatten.

Konservative Abgeordnete verteidigen Jäger

In der kurzen Debatte am Donnerstagabend gab es vor allem Diskussionen darüber, was nicht in der Vorlage stand: Sollte diese Debatte nicht auch dazu dienen, eine Einschränkung der Jagd, namentlich der Treibjagd mit Hunden zu Pferde, zu beschließen, forderte beispielsweise der linke Abgeordnete Bastien Lachaud (La France insoumise, LFI). Vor allem konservative Abgeordnete verteidigten die Jäger, die in Frankreich über einen großen politischen Einfluss verfügen, mit Entschiedenheit.

Außerdem wurde angeregt, religiöse Schlachtrituale zu beschränken. Der Zentrumspolitiker Pascal Brindeau (UDI) beschwerte sich im Namen vieler Kollegen, er sei von der Gruppe „L214“ (die regelmäßig skandalöse Praktiken in Schlachthöfen aufdeckt) und anderen militanten Tierschützern mit Mail-Zusendungen bombardiert worden. Sie sei hingegen von Jägern in dieser Weise unter Druck gesetzt worden, erklärte dazu Caroline Fiat (LFI).

Wie in Deutschland, wo ein teilweises Verbot von Wildtieren im Wanderzirkus besteht und zahlreiche Städte sie ganz aus der Arena verbannt haben, bleibt auch in Frankreich der Tierschutz ein hitzig debattiertes Thema. Cédric Villani will nun im Interesse der Zirkustiere so schnell es geht einen neuen Anlauf versuchen. Er kann sich darauf berufen, dass in einer laufenden Kampagne 800.000 MitbürgerInnen die Forderung unterschrieben haben, mit einer Volksabstimmung einen umfassenden Tierschutz zu schaffen.

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