Frankreichs Behörden gegen Migranten: Zwei Flüchtlingslager geräumt
In Calais und im Norden von Paris lösten die Behörden Camps auf. Sie wollen wilde Ansammlungen von Migranten auf Dauer unterbinden.
Die Absicht ist aber an beiden Orten identisch: Die französischen Behörden wollen eine Konzentration des Flüchtlingselends vor aller Augen nicht dulden und gleichzeitig bei der Aufnahme dieser Menschen zwischen Flüchtlingen mit Anspruch auf das Asylrecht und Migranten aus wirtschaftlichen Motiven unterscheiden. Offiziell heißt es, für diese Personen müsse eine menschenwürdige Unterbringung gefunden werden.
Im Norden von Paris war in den vergangenen Wochen unter einer Metro-Brücke an der Porte de la Chapelle ein Camp mit Zelten entstanden, in denen zuletzt rund 400 Menschen unter äußerst prekären hygienischen Bedingungen gelebt haben. Die meisten von ihnen sagten, sie seien aus dem Sudan, aus Eritrea, Syrien oder Irak. Ihr eigentliches Reiseziel ist Großbritannien. Zu den Gründen der Räumung verlautete, es habe unter den Bewohnern des Camps eine Krätze-Epidemie gegeben.
Die Pariser Polizei wurde bei der Evakuierung durch Angehörige von Hilfsorganisationen begleitet, die versuchen, für alle eine provisorische Unterkunft zu finden. In Calais dagegen wollen die Behörden alle Migranten in einem einzigen Freiluftlager neben einem nur tagsüber geöffneten Aufnahmezentrum weit außerhalb der Stadt ansiedeln.
Die Kontrollen in Eurostar-Zügen und Lastwagen vor dem Tunnel und den Fähren sind massiv verschärft worden. Laut der Grenzpolizei sind seit dem 1. Januar 2015 mehr als 18.000 blinde Passagiere entdeckt worden, viermal mehr als im ganzen Jahr 2013.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe