Frankreich: Die Rolle des Präsidenten
Die Illustrierte "Paris Match" retuschierte auf Fotos den Hüftspeck von Nicolas Sarkozy weg. Das Blatt gehört Sarko-Kumpel Arnaud Lagardère.
Es gibt Leute, die muten sich Diäten, Bauchübungen und Operationen zu, um ihre Fettröllchen loszuwerden. Andere lassen die Verschlankung von Kumpels per Mausklick am Computer organisieren. Zu Letzteren gehört der französische Staatspräsident.
Ein Urlaubsfoto der Illustrierten Paris Match zeigt Nicolas Sarkozy in den USA mit nacktem Oberkörper in einem Paddelboot. Er sieht darauf so durchtrainiert und zupackend aus, wie er sich darstellt. Das Originalfoto dagegen, das die Agentur Reuters am 9. August verbreitet hat, zeigt Sarkozy mit "poignées damour" - Liebesgriffen, also Speckröllchen. Die sind bei Paris Match verschwunden. Gegenüber dem Konkurrenzblatt Express hieß es, Sarkozys Sitzposition und das Licht hätten den Speck übertrieben wirken lassen.
"Die einflußreiche Illustrierte "Paris Match" gehört zur Largardère-Gruppe, die schon seit langem für Sarkozy arbeitet. Beim zweiten Durchgang der Präsidentschaftswahlen schmiß der Chefredakteur des "Journal du Dimanche", eines anderen Lagardère-Blattes, persönlich einen Artikel heraus, der enthüllte, daß die Präsidentengattin nicht gewählt hat. Wenige Monate zuvor war ein Chefredakteur von "Paris Match" entlassen worden, nachdem er ein Foto von Cécilia Sarkozy mit ihrem damaligen Liebhaber in New York veröffentlich hatte.
In beiden Fällen führte ein Milliardär aus Sarkozys engstem Freundeskreis Regie: Arnaud Lagardère, der Sarkozy seinen "Bruder" nennt. Er ist Chef eines der weltgrößten Mischkonzerne. Die Lagardère-Gruppe hat Illustrierte im Angebot, Tageszeitungen, Radiosender, Bücher, Flugzeuge, Raketen. Und auch beim Zeitungsvertrieb ist die Gruppe führend. Ihre Kioskkette Relay hat das Monopol auf den meisten europäischen Bahnhöfen und Flughäfen. Entgegen dem PR-Versprechen "Kultur zugängig machen" liegen in französischen Relay-Kiosken linke Zeitungen grundsätzlich versteckt. Wenn sie da überhaupt liegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!