Frankreich beendet Mali-Einsatz: Eine Operation wird zur anderen
Der französische Kampfeinsatz gegen Malis Islamisten geht offiziell zu Ende – und mutiert zum Einsatz gegen Islamisten in der gesamten afrikanischen Sahelzone.
PARIS/NEW YORK/BERLIN afp/ap/dpa | Frankreich hat seinen Militäreinsatz in Mali offiziell für beendet erklärt. Die an der Operarion „Serval“ beteiligten Soldaten hätten „ihre Mission erfüllt“ und sollten sich nun an einem breiter angelegten Einsatz in mehreren Staaten der Sahelzone beteiligen, sagte Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian am Sonntag im Sender Europe 1.
Die neue Operation „Barkhane“, die nach dem französischen Wort für eine Sicheldüne benannt ist, solle „in den kommenden Tagen“ beginnen und insgesamt fast 3000 Soldaten aus Frankreich und fünf Ländern aus der Sahelzone umfassen. Das Hauptziel des neuen Militäreinsatzes sei es, den Kampf gegen islamistische Gruppen in der gesamten Region fortzusetzen.
Kooperationspartner der Franzosen sind bei der Umgruppierung der Truppen die Länder Mali, Mauretanien, Niger, Tschad und Burkina Faso. Die Einsatzführung soll nicht nur auf Soldaten, sondern auch auf Drohnen, Hubschrauber und Kampfjets zurückgreifen können.
Mali war durch einen Militärputsch im März 2012 ins Chaos gestürzt. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich griff am 11. Januar 2013 militärisch ein, um das Vorrücken von Islamisten und Tuareg-Rebellen vom Norden in den Süden Malis zu stoppen. Unterstützt wurden die französischen Einsatzkräfte von Malis Armee sowie Kontingenten aus Tschad, Niger und anderen westafrikanischen Ländern. Deutschland half mit Transportflügen aus Senegal und Benin. Auf seinem Höhepunkt im Frühjahr 2013 umfasste der Einsatz fast 5000 Soldaten, zuletzt waren es noch rund 1800.
Über 800 Tote, Mission erfüllt
Die Ziele der Operation „Serval“ bezeichnete Verteidigungsminister Le Drian als erfüllt. Nachdem zahlreiche Terroristen eliminiert und Waffenlager aufgelöst worden seien, gehe es nun darum, ein Wiedererstarken von Dschihadisten zu verhindern. Rund 1000 der 3000 Soldaten der „Operation Barkhane“ sollen deshalb vorerst in Mali stationiert bleiben. Ursprünglich hatte Frankreichs Präsident François Hollande bereits am Nationalfeiertag vor einem Jahr von einem Sieg in dem Anti-Terror-Krieg in Mali gesprochen.
Die Operation „Serval“ forderte nach offiziellen Angaben acht Tote unter den französischen Soldaten. Dazu starben 75 malische Soldaten und 38 aus dem Tschad. Die Zahl der getöteten Islamisten wurde Mitte 2013 mit 600 bis 700 angegeben und ist seitdem weiter gestiegen. Mittlerweile sind Tuareg-Rebellen im Norden Malis wieder stärker geworden und haben die Stadt Kidal zurückerobert.
UN-Mission und Bundeswehr bleiben in Mali
Langfristig soll die französische Militärpräsenz in Mali als eine Art „schnelle Einsatzttruppe“ zur Unterstützung der im Aufbau befindlichen UN-Mission in Mali (Minusma) dienen. Minusma besteht hauptsächlich aus afrikanischen Soldaten, es sind aber auch Bundeswehrsoldaten beteiligt. Die Mission wurde am 26. Juni vom Sicherheitsrat um ein Jahr bis Ende Juni 2015 verlängert.
Bis zu 11.200 Soldaten und 1440 Polizisten können im Rahmen der Minusma eingesetzt werden. Sie sollen Zivilisten in der Krisenregion im Norden Malis künftig nicht nur in Städten, sondern auch in ländlichen Regionen schützen.
Am 25. Juni hatte der deutsche Bundestag das Mandat zum Einsatz der Bundeswehr in Mali um ein weiteres Jah verlängert. Nur die Linke stimmte geschlossen dagegen. Der stellvertretende verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Wolfgang Hellmich, sagte, die UN-Mission in Mali sei weiter notwendig, um die humanitäre Lage im Land zu verbessern und um die Sahel-Region zu stabilisieren.
Die beiden Transall-Flugzeuge vom Typ C-160, die bislang für den Truppentransport nach Mali genutzt wurden, kehren allerdings auf Wunsch der Vereinten Nationen vorerst nach Deutschland zurück.
Damit können auch weiterhin bis zu 150 deutsche Soldaten in dem westafrikanischen Land eingesetzt werden. Im Einsatz vor Ort waren zuletzt etwa 86 Soldaten. Daneben gibt es in Mali weiterhin auch die europäische Ausbildungsmission EUTM, an der die Bundeswehr ebenfalls beteiligt ist.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?