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Cash & CrashFrankfurt greift aus

Berlin (taz) – Vom Aufwind der Aktienkurse beflügelt, peilt auch die Deutsche Börse AG in Frankfurt am Main neue Ziele an. Ab kommendem Jahr will die Besitzerin des wichtigsten inländischen Wertpapierhandelsplatzes ihre Eigentümerstruktur ausländischen Firmen öffnen und sich als sichtbares Zeichen in „Euroboard“ umbenennen. Dabei sollen mehr internationale Marktteilnehmer die Möglichkeit haben, sich am Gesellschaftskapital zu beteiligen. Dies ist zumindest die einstimmige Auffassung des Aufsichtsrats.

Die von den Neueigentümern einzubringende Kapitalspritze soll laut dem Aufsichtsrat „für den weiteren Ausbau der technischen Infrastruktur und des Kundenstamms eingesetzt werden“. Die strategischen Ziele der Deutsche Börse AG sind gemäß Vorstandschef Werner Seifert weiter gefasst. Gemeinsam mit den anderen Börsen der European Exchange Alliance (Europäische Börsenallianz) soll möglichst schnell ein einheitlicher europäischer Kassamarkt (Tagesmarkt für Wertpapiere, Devisen und Waren) etabliert werden. Zudem will man den Aktienhandel normieren und einheitliche Computerprogramme einführen.

Gerade die Wahl des Technologiestandards jedoch avancierte im Rahmen der Europäischen Börsenallianz zum Hauptknackpunkt. Vor siebzehn Monaten hatten die Londoner und die Frankfurter Börse Pläne lanciert, nach denen eine gemeinsame paneuropäische Handelsplattform geschaffen werden sollte, um die Aktien der 300 europäischen Topunternehmen, der so genannten Blue-Chips, zu handeln. Wenngleich die kleineren Börsen in Amsterdam, Brüssel, Madrid, Mailand, Paris und Zürich sich zuerst von dem Vorstoß überrollt fühlten, sahen sie in einer gemeinsamen Handelsplattform bald eine langfristige Überlebensperspektive. Eine Einigung über den Technologiestandard blieb jedoch bis dato aus.

Manche Beobachter verorten die Öffnungsinitiative der Deutschen Börse in genau diesem Zusammenhang. Demnach versucht die Deutsche Börse durch die Aufnahme ausländischer Unternehmen die alleinige Führungsrolle in Sachen paneuropäischem Börsengeschehen zu übernehmen und gleichzeitig ihre Handelstechnologie Xetra zu puschen.

Xetra gilt nun aber nicht gerade als die modernste Handelstechnologie, sodass es Spekulation bleibt, ob die Londoner Banken, die bereits in das konkurrierende System Tradepoint investiert haben, sich ins Boot der Deutschen Börse ziehen lassen. Spekulation bleiben vorerst auch die exakten Pläne der Deutschen Börse, denn diese hat der Vorstandsvorsitzende Seifert bisher nicht enthüllt.

Martin Ling

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