Frachtschiff vor Helgoland in Seenot: Rauchwolke über Nordsee-Schiff

Vor Helgoland liegt ein havarierter Frachter mit Tausenden Tonnen Düngemittel. Experten versuchen, die Lage unter Kontrolle zu bringen.

Die Küstenwache löscht das brennende Schiff

Die Küstenwache versucht den brennenden Frachter „Purple Beach“ zu löschen. Foto: dpa

CUXHAVEN dpa | Die riesigen Rauchschwaden sind auch weit weg noch gut zu sehen: 30 Kilometer westlich von Helgoland ist auf der Nordsee ein Frachter in Not geraten. Von der Besatzung ist niemand mehr an Bord, weil die Lage zu gefährlich geworden ist. Am Mittwoch versuchten Helfer auf Spezialschiffen, die Situation auf der „Purple Beach“ unter Kontrolle zu bringen. Sie kühlten den Rumpf mit Wasser. Am Abend dann Erleichterung: Es bestand keine Explosionsgefahr mehr.

Was genau im Laderaum des 192 Meter langen Frachters passiert ist, das war zwei Tage nach dem ersten Alarm aber immer noch unklar. Bekannt ist nur: Es entstehen giftige Dämpfe und es ist heiß – so heiß, dass der Chef des Havariekommandos, Hans-Werner Monsees, seine Leute von Bord erst einmal wieder abgezogen hat.

Das Havariekommando in Cuxhaven hat wie immer in solchen Fällen die Koordination des Einsatzes übernommen. „Es ist nicht klar, was in dem Laderaum passiert“, sagte der Sprecher des Kommandos, Michael Friedrich. Im Laufe des Tages wird immerhin klar, was der Frachter in dem betroffenen Laderaum transportiert: Rund 6.000 Tonnen Dünger.

Die „Purple Beach“, ein 192 Meter langer Frachter, war mit dem Düngemittel an Bord auf dem Weg zur Wesermündung. Das Schiff gehört der Hamburger Reederei MACS. Dort nimmt am Mittwoch nur eine Sekretärin das Telefon ab. Auskünfte gibt sie nicht, auch sonst mag dort keiner reden. Am späten Nachmittag heißt es in einer Pressemitteilung, man unterstütze das Havariekommando mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Mitteln. Die Besatzung befinde sich in Sicherheit.

So wie jedes Schiffsunglück, so könnte auch dieses eine Umweltkatastrophe nach sich ziehen. Als Konsequenz aus der Havarie des Holzfrachters „Pallas“ wurde deswegen das Havariekommando gegründet. Vor Amrum hatte die „Pallas“ 1998 brennend auf der Nordsee getrieben, schließlich strandete sie im flachen Wasser. Unklare Zuständigkeiten begünstigten das Unglück, deswegen arbeiten nun im Maritimen Lagezentrum des Havariekommandos erfahrene Nautiker rund um die Uhr – sie sind für jeden Krisenfall gerüstet.

Zu den schwierigsten Einsätzen der vergangenen Jahre gehörte der Brand der „Lisco Gloria“ 2010 in der Ostsee – in einer nächtlichen Aktion mussten 235 Menschen von dem in Flammen stehenden Fährschiff gerettet werden. Besonders langwierig war auch die Bergung des ausgebrannten Containerschiffs „Flaminia“ im Sommer 2012, das wochenlang vor der englischen Küste auf der Nordsee trieb, bis es endlich Wilhelmshaven anlaufen durfte.

Möglicherweise endet der Einsatz um die „Purple Beach“ am Ende glimpflich. Nachdem am Morgen die Menschen etwa im Kreis Friesland noch dazu aufgefordert werden, wegen der Rauchwolke Fenster und Türen geschlossen zu halten, kann die Berufsfeuerwehr Wilhelmshaven nach Messungen der Luft am Mittag Entwarnung geben: Gefahrstoffe in der Luft werden dort nicht festgestellt.

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