Fox News expandiert: Projekt Europa

Der US-Sender baut sein Angebot aus und will auch Publikum in Deutschland erreichen. Ein Streamingangebot soll ab September starten.

Ein schwarzer Fuchs

Der Fuchs geht um – bald nicht mehr nur in den USA Foto: Christopher Drost/imago

Ein Nachrichtenkanal aus den USA expandiert international und beehrt ab Mitte September neben Spanien und Großbritannien auch Deutschland mit seinem Programm. Weil die klassischen Verbreitungswege über richtige Sender heute nicht mehr nötig sind, findet das ganze per Livestream und App statt. Modern sind sie also auch noch. Kann also eigentlich niemand was dagegen haben. Muss man aber. Denn es handelt sich um Fox News.

Man sei „begeistert, unserem treuen internationalen Publikum künftig einen direkten Zugang zu Nachrichten und tiefgehender Analyse, der sie trauen, bieten zu können“, applaudiert sich per Pressemitteilung Fox-News-Chefin Suzanne Scott. „Devoted audience“, steht da im amerikanischen Original. Und genau hier liegt das Problem. Von unabhängigem, fairem Journalismus kann bei Fox News schon lange keine Rede mehr sein. Von Anhänger*innen, die geradezu gläubig sind und sich wie von einer schlechten Predigt verblenden lassen, schon eher.

Fox News hat eine beachtliche Entwicklung hinter sich. Von Anfang an war der 1995 gestartete Sender treuer Steigbügelhalter der Republikaner, vor allem der erzkonservativen Fraktion in der Partei. Schließlich heißt der Besitzer des Ladens bis heute Rupert Murdoch. Doch wie viele in dieser Partei hat auch Fox News irgendwann die Lust an der Vernunft verloren und nicht nur brav den Umschwung hin zu den Wirrköpfen der neuen Rechten und den Verschwörungstheoretikern mitvollzogen, sondern dem Affen stets weiter Zucker gegeben. Donald Trump als Präsident wäre ohne Fox News nicht denkbar.

In seinem Buch „Der Raum, in dem alles geschah“ beschreibt Trumps ehemaliger Sicherheitsberater John Bolton, dass der Präsident selten vor elf Uhr Vormittags auf der politischen Bildfläche erscheine, sondern lieber vorher einige Stunden Fox News schaue. Was er dort mitnehme, habe mehr Einfluss als die Expert*innen seiner eigenen Regierung. Die verharmlosende Berichterstattung über die Coronapandemie und die Gefährdungslage für die USA auf Fox News sind da nur ein Negativbeispiel von vielen.

Luft wird dünner

Allerdings sagt sich „Potus“ (President Of the United States) mittlerweile immer häufiger von seinen ehemaligen Buddies im Unternehmen los, weil dort doch dann und wann weiter journalistisches Resthirn zuckt. Noch ist Fox News der erfolgreichste Nachrichtenkanal im amerikanischen Fernsehen. Doch nun macht sich Konkurrenz breit.

Die Sinclair Broadcast Group ist mit knapp 200 Lokal- und Regionalsendern in den USA ein international bislang kaum bekannter Riese. Schon 2016 probte deren Vorstandschef die ultimative Anbiederung an Trump: „We are here to deliver your message“, frei übersetzt „Wir stehen bereit, Ihre Botschaften unters Volk zu bringen“, hatte der dem Präsidentschaftskandidaten öffentlich gemeldet. Trumps neue Liebe aber heißt OAN – One America News. Der Präsident retweetet aktuell gern mal begeistert Meldungen des Kanals, dessen „Journalist*innen“ auch die aberwitzigen Hirngespinste der QAnon-Bewegung als seriöse Quelle zitieren.

In den USA wird die Luft für Fox News also dünner. Was zu der Denke im Konzern geführt haben mag, dann eben im populistisch unterversorgten Ausland Boden wiedergutzumachen. In Europa mühen sich zwar Putins Kanal RT, hierzulande sogar mit dem deutschsprachigen Ableger RT Deutsch. Doch der Erfolg bleibt bislang aus. Fox News könnte hier mit seinem pseudoseriösen Anstrich besser funktionieren. Der Preis von 6,99 Dollar (knapp 6 Euro) im Monat dürfte nicht allzu abschreckend wirken und Englisch ist heute auch kein Problem mehr.

Desinformationen verhindern

Da das geplante Streaming­angebot von Fox News klar TV-Programm ist, müsste der Kanal im Prinzip eine entsprechende Fernsehlizenz bei den Landesmedienanstalten (ALM) beantragen. Doch dort ist bislang kein entsprechender Antrag auf Zulassung eingegangen, heißt es auf taz-Anfrage.

Denn „sofern Fox News im EU-Ausland über eine entsprechende Lizenzierung verfügt, könnten sie damit das Programm EU-weit per Livestreaming verbreiten“, so ALM-Sprecherin Anja Bundschuh, und bräuchte keine eigene Zulassung für Deutschland. Fox News ist bereits in Spanien lizensiert und erfüllt daher wohl diese Voraussetzungen. Das bedeutet aber auch, dass es die deutsche Medienaufsicht schwer haben wird, gegen künftige krude Programme und mögliche Desinformationen im Fox-News-Angebot für Deutschland einzuschreiten. Denn sie ist dann formell gar nicht zuständig.

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