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Forscher zu Familienpolitik der KoalitionNur ein mäßiges Zeugnis

Ein von der Bundesregierung eingesetztes Expertengremium bewerten die Familienpolitik. Ehegattensplitting und Kindergelderhöhung werden kritisch gesehen.

Positiv bewertet wird der Kita-Ausbau. Bild: dpa

BERLIN dpa | Die Familienpolitik der Bundesregierung trägt aus Sicht einer von ihr eingesetzten Expertengruppe nur bedingt dazu bei, die Situation von Eltern und Kindern zu verbessern. Das zeigt ein Bericht der Wirtschaftsforschungsinstitute ZEW, DIW und Ifo, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt.

Schlecht kommt darin das Ehegattensplitting weg. Aber auch eine Kindergelderhöhung, wie sie neben Union und FDP auch SPD und Linkspartei planen, wird kritisch gesehen. Aus Sicht der Forscher sinnvolle Instrumente sind dagegen Kita-Ausbau und Elterngeld.

Die Regierung hatte eine Gruppe von Instituten beauftragt, die 156 staatlichen Familienleistungen im Umfang von 200 Milliarden Euro auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen.

Noch vor Abgabe der letzten Einzelstudien gab es im Juni Ärger: Einige der Forscher warfen Familienministerin Kristina Schröder (CDU) vor, ihre Ergebnisse zu positiv zu bewerten. Am 2. Oktober wollen DIW, Ifo und ZEW laut SZ nun ihre eigene Sicht der Dinge darlegen.

In ihrem Bericht loben die Wissenschaftler ausdrücklich den Kita-Ausbau. Der Besuch eines Kindes in einer staatlich geförderten Kita ist aus Sicht der Forscher die einzige Maßnahme, die alle von der Regierung definierten Ziele der Familienpolitik erfüllt.

Dazu zählen die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die frühe Förderung von Kindern, die Erfüllung des elterlichen Kinderwunsches und die bessere finanzielle Absicherung der Familie.

Positiv schneidet der Zeitung zufolge auch das Elterngeld ab. Allerdings fordern die Forscher mehr Anreize, dass sich Mütter und Väter die Betreuung ihrer Kinder tatsächlich teilen. Dagegen steht das Ehegattensplitting aus Sicht des ZEW-Experten Holger Bonin zu Recht in der Kritik, „da es für den Zweitverdiener – meist die Frau – einen Anreiz setzt, nicht arbeiten zu gehen“.

Einem höheren Kindergeld stehen die Forscher skeptisch gegenüber, da die Zahlung Eltern kaum Anreize biete, ihr Verhalten zu ändern, einen Job anzunehmen und besser fürs Alter vorzusorgen.

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3 Kommentare

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  • M
    Momo

    Ein ZEW-Arbeitsmarktökonom spricht hier.

     

    Seit wann ist Familienpolitik ein Gebiet der Arbeitsmarkökonomie.

     

    Seit wann dürfen Ökonomen bestimmen wieFamilien zu leben haben ?

    Erkennt denn niemand was hier geschieht ? Es geht um ökonomisierung des Privaten !

    Wehrt euch solange ihr noch Zeit habt.

  • S
    SchnurzelPu

    "Dagegen steht das Ehegattensplitting aus Sicht des ZEW-Experten Holger Bonin zu Recht in der Kritik, „da es für den Zweitverdiener – meist die Frau – einen Anreiz setzt, nicht arbeiten zu gehen“."

     

    Will sagen: Senkt das Einkommen, damit Frau auch noch arbeiten muss, um die Familie ernähren zu können. Und das bei einem Bildungssystem, das so schlecht ist, dass wenn beide Eltern arbeiten müssen, die Kinder schwer einen Zugang zu höherer Bildung bekommen. Damit es weiterhin eine Klasse an mäßig Gebildeten gibt, die den Besserverdienenden als Lakeien dienen können. Dank an die Kinderlosen und reichen Kinderreichen die uns Normalos zu Kuchenessern machen wollen.

  • FH
    Frau H.

    "Einem höheren Kindergeld stehen die Forscher skeptisch gegenüber, da die Zahlung Eltern kaum Anreize biete, ihr Verhalten zu ändern, einen Job anzunehmen und besser fürs Alter vorzusorgen"

     

    Sich um Kinder zu kümmern ist auch ARBEIT, sehr viel Arbeit sogar.

    Jeder der KindER hat, weiß das.

    Wie stellt man sich das vor, bei 3, 4, 5 ... Kindern.

    8h arbeiten und dann mind. 1h Hausaufgaben und üben, Wäschewaschen, Putzen, Kinder da und dorthin fahren usw.

    Da kommt man nicht mal selbst zum Arzt oder zur Behörde.

     

    Und wenn beide Eltern z.Bsp. 6h täglich arbeiten reicht oft das Geld nicht.

     

    Wie soll man es machen mit mehreren Kindern???

     

    Die Kindererziehungszeiten müssten für Männer und Frauen bei der Rente besser berücksichtigt werden.