Forscher über die Atmosphäre: „Der Ozonschicht geht es schlecht“
Laut einer Studie schließt sich das Ozonloch wieder. Der Ozonschicht gehe es aber weiter schlecht, sagt Atmosphärenforscher Markus Rex.
Herr Dr. Rex, ist unsere Ozonschicht jetzt gerettet?
Der Ozonschicht geht es momentan noch sehr schlecht. Das kann man mit einer Situation im Krankenhaus vergleichen. Der Patient liegt auf der Intensivstation, seine Verwandten sind zu Besuch, aber sie sehen keinen Wandel. Die Ärzte jedoch können durch detaillierte Untersuchungen eine leichte Verbesserung feststellen: Der Patient ist über den Berg.
1985 wurde das Ozonloch entdeckt. Nur zwei Jahre danach kam das Verbot von FCKW in Kühlschränken und Sprays. Warum dauert die Bekämpfung anderer ökologischer Weltprobleme so lange?
Ein Verbot von FCKW war relativ einfach durchzuführen, denn es gab Ersatz, und man musste sein Verhalten nicht ändern. Zudem gab es von der Industrie keine Proteste, da die Patente abgelaufen waren. Man konnte also relativ schnell umschalten. Beim Klimaproblem beispielsweise ist das schwieriger. Die Gesellschaft muss sich hier wirklich ändern. Das braucht mehr Zeit.
Sinkt nun das Hautkrebsrisiko?
Die Hautkrebsraten werden leider noch Jahrzehnte steigen. Das hängt mit den langfristigen Effekten von Sonnenbränden zusammen. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, wenn die Erholung der Ozonschicht deutlicher zutage tritt, könnten die Raten jedoch wieder sinken.
Wirkt sich der Klimawandel eigentlich auch negativ auf das Ozonloch aus?
Es gibt vielfältige Wechselwirkungen zwischen der Ozonschicht und dem Klimasystem. Diese verkomplizieren die Lage und könnten in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten tatsächlich zu einer Verschlechterung der Ozonschicht führen.
Dr. Markus Rex ist Physiker und Atmosphärenforscher am Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung des Alfred-Wegner-Instituts in Potsdam.
Wir müssen also auch Klimaschutz betreiben, um unsere Ozonschicht zu schützen?
Ja, aber das ist selbstverständlich nicht alles.
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