piwik no script img

Formel „polnische Vernichtungslager“Polnisches Gericht verurteilt ZDF

In einer Doku hatte das ZDF zwei Vernichtungslager Nazi-Deutschlands als „polnisch“ bezeichnet. Nun hat ein Holocaust-Überlebender den Sender erfolgreich verklagt.

Auschwitz war ein deutsches Vernichtungslager: der Holocaust-Überlebende Karol Tendera im Gerichtssaal Foto: dpa

Warschau afp | Juristische Niederlage für das ZDF in Polen: Ein Berufungsgericht in Krakau hat den Sender wegen der Bezeichnung von Auschwitz und Majdanek als polnische Konzentrationslager zu einer öffentlichen Entschuldigung verurteilt. Das ZDF müsse eine entsprechende Erklärung einen Monat lang auf seiner Website veröffentlichen, verlangten die Richter am Donnerstag. Sie gaben damit der Klage des Holocaust-Überlebenden Karol Tendera statt, der im April noch in erster Instanz gescheitert war.

Der Fall geht auf den Sommer 2013 zurück. Damals hatte das ZDF in einer Ankündigung für eine Dokumentation über die Befreiung der Konzentrationslager durch die Rote Armee von den „polnischen Vernichtungslagern Majdanek und Auschwitz“ gesprochen.

Im April hatte ein Gericht die Klage Tenderas noch abgewiesen. Der Sender habe sich in zwei Briefen an den heute 95-Jährigen „wirksam“ entschuldigt und zudem eine Erklärung auf seiner Website veröffentlicht, hieß es damals. In ihrem Urteil vom Donnerstag erklärten die Richter nun, der Auschwitz-Überlebende sei durch die Wortwahl in seiner persönlichen Würde und seiner nationalen Identität verletzt worden.

Auch die Regierung in Warschau hatte sich in der Vergangenheit mehrfach von ähnlichen Formulierungen in ausländischen Medien und von Politikern irritiert gezeigt. Die polnische Regierung will solche Bezeichnungen künftig mit einer dreijährigen Gefängnisstrafe ahnden.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • naja, die lager lagen oder liegen auf polnischen Gebiet, deutsc waren sind sie nicht, das muss man dann scon anders formulieren

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @Georg Schmidt:

      Das ist Unsinn. Die Lager wurden von den deutschen Besatzern eingerichtet und betrieben. Selbstverständlich handelt es sich dann dabei folge richtig eben um deutsche Lager, völlig unabhängig von der geograpischen Lage wo eben diese deutschen Verbrechen beganngen wurden. Aber jemanden wegen so einem "Versprecher" oder einem so unsinnigen Kommentar wie dem Ihren zu verklagen und zu verurteilen ist dann letztlich auch wieder arg übertrieben...

      • @4845 (Profil gelöscht):

        1. Es gab zwischen 1939 und 1945 keinen polnischen Staat und kein einheitliches Gebiet. 2. Stalins Sowjetunion hatte sich den Osten im Deal mit Hitler einverleibt. 3. Nazideutschland beherrschte das sogenannte "Generalgouvernement", in dem sich die meisten Vernichtungslager und Ghettos befanden. 4. Das dem Reich eingegliederte 'Wartheland' bestand aus den westpolnischen Gebieten und gehörte zum 'Reich'. Beim ZDF hätte einfach mal wikipedia anklicken gereicht. Man stellt sich schon Fragen, wenn so ein Hammer beim ZDF unentdeckt durch die journalistische Abnahme gehen konnte...

        Das die rechte polnische Regierung mit ihrem Ultranationalismus dieses 'Geschenk' gerne ausschlachtet - das ist dann ein anderes Thema.