Forderungen von Lokführer-Gewerkschaft: Coronaprämie und Boni-Verzicht
Die Aussichten bei den Schlichtungsverhandlungen zwischen Lokführer-Gewerkschaft und Bahn sind schlecht. Die Positionen liegen weit auseinander.
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GdL) zieht mit einem dicken Forderungspaket in die Schlichtungsverhandlungen für einen Sanierungstarifvertrag bei der Deutschen Bahn. Sie fordert 4,8 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von einem Jahr.
Außerdem soll das Zugpersonal eine einmalige Coronaprämie von 1.300 Euro für die besonderen Leistungen während der Pandemie erhalten. „Wir fordern einen Verzicht auf Boni für Führungskräfte für drei Jahre“, erweitert GdL-Chef Claus Weselsky noch den Katalog. „Diese Bedingungen werden den Schlichter nicht erfreuen“, ahnt er.
Darüber hinaus enthält das Forderungspaket noch eine Reihe von Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen, insbesondere für Schichtarbeiter, sowie einen Zuschlag von 100 Euro für Azubis. In den nächsten drei Wochen verhandeln die Tarifparteien nun mit Schlichter Matthias Platzeck. Der frühere brandenburgische Ministerpräsident konnte schon zweimal Tarifkonflikte zwischen beiden Seiten erfolgreich entschärfen, zuletzt 2017. Nun hat er drei Wochen Zeit, eine Verständigung herbeizuführen. Klappt das nicht, kann die Frist um eine Woche verlängert werden.
Die Aussichten für einen Kompromiss sind angesichts der weit auseinanderliegenden Positionen eher schlecht. Im September hatte die Bahn bereits mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) einen Sanierungstarifvertrag abgeschlossen. Darin wurde eine nur magere Tariferhöhung von 1,5 Prozent ab 2022 vereinbart. Erst ein Jahr später soll es neue Verhandlungen geben. Mit einem so kargen Ergebnis will sich Weselsky keinesfalls zufrieden geben. Die vielen Versprechungen der letzten Jahre, es werde alles besser, seien leere Zusagen geblieben. „Das machen wir nicht mehr mit“, kündigt der GdL-Chef an.
Streiks frühestens ab März 2021
Lokführerstreiks müssen Kunden vorerst nicht fürchten. Bleibt die Schlichtung ergebnislos, läuft der aktuelle Tarifvertrag bis Ende Februar 2021 weiter. Bis dahin gilt Friedenspflicht, danach wäre ein Arbeitskampf möglich. Da es Weselskys letzte Tarifverhandlungen sind, wird er sich wohl mit einem achtbaren Ergebnis in den Ruhestand verabschieden wollen.
Die Bahn pocht dagegen auf einen Beitrag der Lokführer zur Überwindung der Coronakrise. „Es ist unbestreitbar, dass Corona auch bei der DB erhebliche Schäden verursacht hat, bei deren Bewältigung ein solidarischer Beitrag von allen gefragt ist“, betont Personalvorstand Martin Seiler.
Die Arbeitgeber stehen unter Druck. Im Gegenzug für Bundeshilfen haben sie einen erheblichen Sparbeitrag bei den Personalkosten zugesagt. Rund 400 Millionen Euro sollen die Beschäftigten im Jahr zur Sanierung beitragen.
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