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■ IM SCHLACHTHOF: MARA!Folk'n'Jazz'n'Neugier

In Ausnahmefällen muß diese Sparte 'Vorankündung‘ mal für Vor-Schwärmerei herhalten. Mara! , d.h. die fünf australischen Zauberer, die ihre Netze zwischen Jazz, Klassik und tradionellen, auf gut deutsch: Volksmusiken weben, sind so eine Ausnahme. Für die schwärme ich, seit ich sie zum erstenmal sah und hörte, 1986, zu Beginn ihre Europatour im Bürgerhaus Weserterrassen (!). Wegen ihrer handwerklichen Besessenheit, wegen

Sängerin mit vielen Stimmen, zahllose Stile, kontrapunktiv und zum Glück nicht verrührt

dem Feuer, das sie aus dem Spiel miteinander schlagen und wegen Mara, der Sängerin mit den scharfen, weichen, rauhen, den vielen Stimmen und der Tapan- und Darrabukatrommel.

Eine Frau, die die Ruhe, mit der sie ihre Band zusammenhält, aus professioneller Neugier und gediegenem Können zieht. Eine, die die managende und studio- produzierende Seite von Musik genauso kennt wie sie die spezielle Stimmbildung der Bulgaren bei eben diesen studiert hat, die Film Soundtracks solo besingt (“The Navigator“) wie sie „zuhause“ in vier verschiedenen Gruppen und Chören musiziert. 1982 hat sie zusammen mit ihrem Mann, Llew Kiek (Gitarren, Bouzouki), die Band gegründet, unter dem Namen „Tansey's Fancy“, aus der die MusikerInnen dieser Tournee alle stammen: Jim Denley, ein Artist auf der queren Flöte und dem Altsaxophon, Sandy Evans, die zweite Bläserin und Steve Elphick am Baß. Das jedeR in der Band für sich gut ist, ist eh klar. Aufregend bei ihr ist das Improvisations-anstoßende Hinhören auf das je andere Instrument, das oft genug kontrastierendes Stilelement eines Stückes ist; aus einer bulgarischen, spanischen oder türkische Tradition entwickelt z.B. der/die nächste Stimme ihr jazziges Solo. Stile eher kontrapunktieren als mixen, das macht den Reiz und den auskundschaftend-improvisatorischen drive ihrer life-Auftritte aus.

Llew Kiek sagt: „Most of the music we play we learnt in australia“, in dem Melbourne, der nach Hundertausenden zählenden little Athens, Italys und Istanbuls. Maras! MusikerInnen, von Haus aus eher Jazzer, Klassiker oder Rock- Inspirierte, lernen von diesen Traditionen, ohne aus ihnen zu kommen. „We take a piece of traditional musik and make something totally new,“ sagt Mara. Was sie persönlich totally new aus der besonderen bulgarischen Stimmtechnik macht, auch das wird heute um 20.30 Uhr in der Kesselhalle des Schlachthofs zu hören sein. Uta Stolle

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