Folgen von Grenzschließungen in Europa: Schengen weg? 77 Milliarden weg.
EU-Grenzkontrollen würden der Konjunktur schaden. Wissenschaftler errechnen für Deutschland 77 Milliarden Euro Extrakosten, für die EU 470 Milliarden.
Die Wiedereinführung von Grenzkontrollen führe zu allgemeinen Kosten- und Preissteigerungen, die das Wirtschaftswachstum dämpften und die errechneten Wohlstandsverluste verursachten, erklärte die Stiftung in Gütersloh unter Verweis auf das von der Prognos AG erstellte Gutachten. Für die EU insgesamt sei je nach Szenario mit Verlusten von 470 Milliarden bis 1,4 Billionen Euro zu rechnen.
Auch Handelsmächte wie die USA und China wären betroffen und müssten demnach als Folge der innereuropäischen Preisbewegungen mit Verlusten von 95 bis etwa 280 Milliarden Euro rechnen. „Wenn die Schlagbäume innerhalb Europas wieder runtergehen, gerät das ohnehin schwache Wachstum in Europa noch stärker unter Druck. Am Ende zahlen alle Menschen die Rechnung“, teilte der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Aart De Geus, mit.
Vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise sehen viele Beobachter die Gefahr der Rückkehr zu nationalen Grenzkontrollen innerhalb des sogenannten Schengen-Raums. In diesem fließt der Güter- und Personenverkehr frei, lediglich die EU-Außengrenzen werden kontrolliert.
Den Berechnungen für die Stiftung zufolge resultieren die prognostizieren Einbußen aus den durch Grenzkontrollen entstehenden Zeitverlusten. Sie erhöhen die Personalkosten für Unternehmen und unterbrechen moderne Just-in-Time-Lieferketten, was zu einem steigenden Bedarf an Lagerbeständen und ebenfalls steigenden Produktionskosten führt. Als Folge daraus steigen die Preise, was wiederum die Konsumnachfrage dämpft und die europäische Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten senkt. Das schadet auch dem Export.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Neue israelische Angriffe auf Damaskus