Folgen der Wirtschaftskrise: Weltweit mehr Erwerbslose
2009 könnten mehr als 50 Millionen Menschen ihren Job verlieren. Die Ärmsten sind davon besonders betroffen.
BERLIN taz Die globale Wirtschaftskrise führt weltweit zu einem drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die internationalen Arbeitsorganisation ILO prognostiziert, dass in diesem Jahr zwischen 18 und 30 Millionen Menschen ihren Job verlieren werden. Sollte sich die Situation verschlechtern, könnten es Ende 2009 sogar mehr als 50 Millionen sein. Infolgedessen wird sich Zahl der Erwerbslosen weltweit auf insgesamt mehr als 200 Millionen Menschen erhöhen. Das wäre der höchste Wert seit zehn Jahren.
Darüber hinaus müssen vor allem Beschäftigte in armen Ländern mit einer massiven Verschlechterung der Arbeitsbedingungen rechnen. Laut dem ILO-Bericht könnte die Zahl der arbeitenden Armen - also derer, die am Tag weniger als zwei US-Dollar pro Tag erhalten - auf 1,4 Milliarden ansteigen. Das wären 45 Prozent aller Beschäftigten weltweit und 176 Millionen mehr als 2007. Am härtesten trifft es Südasien und Afrika südlich der Sahara. Dort könnten Ende dieses Jahres 86 Prozent der Beschäftigten dann arm sein. Auch die extreme Arbeitsarmut wird höchstwahrscheinlich steigen. Die ILO rechnet schlimmstenfalls damit, dass in diesem Jahr etwa jeder Vierte der Beschäftigten von weniger als 1,25 Dollar leben muss. 2007 war davon noch ungefähr jeder fünfte Arbeitnehmer betroffen.
Außerdem verschlechtern sich die Arbeitsverhältnisse, insbesondere in armen Ländern. Jeder zweite Beschäftigte könnte bald einen unsicheren und schlecht bezahlten Job haben. Diese Menschen arbeiten beispielsweise in einem Familienbetrieb oder auf eigenes Risiko, ohne dabei den Status eines Arbeitnehmers zu haben. Betroffen von dem Phänomen sind sämtliche Regionen Afrikas, der Nahe Osten sowie Süd-und Osteuropa.
Den höchsten Anteil arbeitsloser Männer und Frauen gibt es in Nordafrika. Hier leben 10,3 Prozent der Menschen ohne Erwerb. Im Nahen Osten sind es 9,4 Prozent. Die geringste Erwerbslosenquote hat Ostasien (3,8 Prozent). Asien war zugleich der einzige Kontinent, auf dem 2008 nennenswert neue Jobs geschaffen wurden. In den Industrieländern sank derweil die Zahl der Jobs um 0,7 Prozent. Das war im Vergleich zu allen anderen Ländern der höchste Wert.
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