Folgen der US-Finanzmarktkrise: Steinbrück warnt vor Krise

In den USA entscheidet die Notenbank, ob sie den Leitzins anhebt. Der deutsche Finanzminister mahnt engere Zusammenarbeit von Banken und Politik an, um die Folgen der Krise in Deutschland zu minimieren.

Ernsthaft besorgt von den aktuellen Entwicklungen: Finanzminister Steinbrück. Bild: dpa

WASHINGTON/FRANKFURT/POTSDAM ap/rtr/dpa/taz Angesichts der Krise an den Finanzmärkten berät die US-Notenbank am Dienstag über eine weitere Zinssenkung. Es wird für möglich gehalten, dass die Fed ihren Leitzins von zurzeit 3,0 auf 2,0 Prozent senken könnte. Dies wäre der niedrigste Stand seit Ende 2004.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück warnte derweil vor Folgen der US-Finanzmarktkrise für die deutsche Wirtschaft und verlangte eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik und Banken zu Bewältigung der Lage. Steinbrück sagte in Potsdam: "Die Auswirkungen auf die Realwirtschaft können nicht verleugnet werden." Es gebe aber Chancen, dass die Krise nicht so stark wie in den USA ausfalle, weil die deutsche Volkswirtschaft robuster als die amerikanische aufgestellt sei. "Wir sind in Deutschland sehr stark darauf angewiesen, die bisherige gute Zusammenarbeit zwischen Politik, Bundesbank, Bankenverbänden und Bankinstituten so dicht zu halten, dass wir die Folgewirkungen in Deutschland minimieren können."

Der Minister versicherte, die ökonomischen Fundamentaldaten in Deutschland seien in Ordnung. Deshalb hoffe er, "dass wir aus der krisenhaften Zuspitzung besser hervorgehen als dies derzeit in den USA der Fall ist." Steinbrück begrüßte, dass in den Vereinigten Staaten inzwischen Maßnahmen ergriffen worden seien, um die Krise einzudämmen. "Wir haben es mit einer der größten Finanzkrisen in den letzten Jahrzehnten zu tun", sagte er. Diese sei zwar in den USA verursacht worden, drohe aber auch andere Teile der Welt in Mitleidenschaft zu ziehen. Außerdem gibt es vorsichtige positive Signale von der Börse:

Der deutsche Aktienmarkt scheint sich unterdessen leicht zu erholen, nachdem der DAX am Montag um 4,2 Prozent eingebrochen war. Banken und Brokerhäuser sagten für den Handelsstart am Dienstag ein Dax-Plus von knapp zwei Prozent voraus.

Auslöser der Krise war der Notverkauf der Investmentbank Bear Stearns an JPMorgan Chase. Seitdem wächst in den USA die Sorge vor weiteren Bankenzusammenbrüchen. "Die Fed ist in höchster Alarmstimmung", sagte der Chefvolkswirt des Finanzportals economy.com, Mark Zandi. Dies erlebe man höchstens einmal in einem Vierteljahrhundert.

Die Finanz- und Wirtschaftspolitik sieht sich mit einer Vielzahl von Sorgen konfrontiert: Neben dem Zusammenbruch des privat finanzierten Wohnungsbaus gibt es auch eine ernste Knappheit am Kreditmarkt und Spannungen an der Börse, was sich alles gegenseitig beeinflusst und verstärkt. "Jetzt geht es darum, eine größere Rezession zu bekämpfen", erklärte Brian Bethune, Volkswirt bei Global Insight. "Das Feuer breitet sich aus."

An der Wall Street wurde am Montag zumindest nicht noch mehr Öl ins Feuer gegossen. Nach den hohen Kursverlusten der Börsen in Asien und Europa ging es auch in New York zunächst steil nach unten. Zum Ende des Handels aber konnte der Dow-Jones-Index mit einem Schluss von 11.972,25 sogar ein leichtes Plus von 21,16 Zählern verbuchen.

Unterdessen bedroht die Rekordjagd des Euros im Zuge der Finanzmarktkrise nach Ansicht des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) zunehmen die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Der Kurs des Euros blieb am Dienstag morgen vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank stabil bei 1,5775 US-Dollar.

Noch seien die Auftragsbücher gut gefüllt und die Produktion für die kommenden Monate gesichert, sagte BDI-Präsident Jürgen Thumann der Berliner Zeitung. "Allerdings wird sich die Exportdynamik in diesem Jahr abschwächen." Er führte dies auf den schwachen Dollar, den steigenden Ölpreis, die nachlassende US-Konjunktur und die Finanzmarktkrise zurück.

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