Förderung von erneuerbaren Energien: Weniger Geld für Sonnenanbeter
Die Regierung will die Förderung von Solarstrom kappen und dafür Windparks auf See besser unterstützen. Die Öko-Branche ärgert, dass dies vor allem Eon oder Vattenfall zugute kommt.
Auf einem Friedhof im Berliner Stadtteil Neukölln sollen künftig Solarkollektoren Grabsteine beleuchten. Die Aktie der Solon AG für Solartechnik kletterte gestern. Deutschland ist zum Land der Sonnenanbeter geworden. Doch nun will die Bundesregierung die Förderung des Solarstroms zusammenstreichen.
Wer in diesem Jahr eine Solaranlage anschafft, erhält pro Kilowattstunde, die er ins Stromnetz einspeist, bis zu 54 Cent - und zwar zwanzig Jahre lang. Das ist rund zehnmal so viel, als Strom aus Braunkohle kostet. Die üppige Vergütung legt das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das EEG, fest. Dieses Regelwerk hatte einst Rot-Grün verabschiedet, um umweltfreundliche Energien zu fördern, die mit Kohle oder Atomkraft nicht mithalten können.
Künftig sollen die Solar-Fördersätze jedes Jahr um 8 Prozent sinken. Das sieht der 49-seitige Entwurf für das "Gesetz für den Vorrang erneuerbarer Energien" vor, auf den sich Umweltministerium und Wirtschaftsminister geeinigt haben. Er liegt der taz vor. Die Kürzung klingt zunächst paradox. Denn die schwarz-rote Regierung verspricht "eine nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung zu ermöglichen, insbesondere um Klima und Umwelt zu schützen".
Doch selbst der oberste Lobbyist der Solarbranche, Johannes Lackmann, kann sich nicht aufregen. Lackmann ist Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energien - und er sagt: "Die Solarbranche musste damit rechnen." Sie hätte sich und ihre "erhebliche Effizienzsteigerung selbst gerühmt". Je mehr sich der Solarstrom durchsetzte und Anlagen produziert wurden, umso billiger wurde jede einzelne. Lackmann: "2015 können wir Solarstrom zu dem Preis herstellen, den der Endverbraucher zahlt." Das sind rund 20 Cent pro Kilowattstunde. Die Kosten für das Watt Solarleistung fallen jedes Jahr um 10 Prozent, heißt es. So drosselte auch schon Rot-Grün die Einspeisevergütung, aber nur um 5 Prozent jährlich. Der Energieexperte beim Umweltbundesamt, Werner Niederle, erklärt: "Es gab bei einigen Unternehmen große Mitnahmeeffekte."
Vor allem die großen der Branche, Q-Cells oder Solarworld, profitierten. Doch trotz ihrer Erfolge deckt die Sonnenenergie bislang noch nicht einmal 3 Prozent des deutschen Strombedarfs. Lobbyist Lackmann: "Der Wind bleibt die Kraftmaschine." Doch wer heute eine Windanlage bestelle, müsse mit einer Wartezeit von zweieinhalb Jahren rechnen. Das Angebot reiche nicht. Der Verbandspräsident kommt selbst aus der Windbranche. Er warnt: "Der Ausbau der Windanlagen onshore kommt in Deutschland zum Erliegen." Onshore, das heißt auf dem Land. Die Regierung lässt es beim Windstrom vom Lande so gut wie beim Alten. Sie will in den nächsten Jahren vor allem Windparks in Nord- und Ostsee fördern, also offshore: Dort soll die Vergütung von derzeit 9,2 auf bis zu 15 Cent pro Kilowattstunde steigen. Offshore wollen vor allem Energiekonzerne wie Vattenfall oder Eon investieren. Das Gesetz soll 2009 in Kraft treten, noch muss aber der Bundestag beraten.
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