Flugzeugunglück: Gemeinsame Trauer
Nach dem Absturz der polnischen Präsidentenmaschine in Smolensk legen 100 Polen und Deutsche am Brandenburger Tor Blumen nieder.
"Ich bin kein Freund Lech Kaczynskis gewesen, aber in diesem Augenblick bin ich Pole". So wie dieser Trauernde haben viele gedacht, die sich am Sonntag um zwölf Uhr am Brandenburger Tor versammelt haben. Zeitgleich zu den Schweigeminuten in Polen haben etwa hundert Personen in Berlin Kerzen angezündet und weiße Nelken niedergelegt.
Eingeladen zu der spontanen Geste hat die deutsch-polnische Gesellschaft, und so haben Polen und Deutsche gemeinsam der Katastrophe von Smolensk gedacht, bei der am Samstag Polens Präsident Lech Kaczynski und 96 weitere Menschen ums Leben kamen. "Ich habe eine polnische Reisegruppe durch Berlin geführt, als ich von dem Ereignis erfuhr", sagt eine junge Frau. "Es war der letzte Tag, an dem die Gruppe in Berlin war. Nach der Nachricht sind alle stumm auseinandergegangen."
Reden waren am Brandenburger Tor nicht vorgesehen, nur stummes Gedenken - und der Eintrag in ein Trauerbuch. Bereits am Vormittag hatte der polnische Botschafter in Berlin, Marek Prawda, an einem Gottesdienst in der Kreuzberger St.-Johannes-Basilika teilgenommen. Vor 500 Menschen äußerte der Pfarrer der polnischen katholischen Mission, Tadeusz Nieweglowski, seine tiefe Trauer.
Der deutsche Kabarettist Steffen Möller, der in Polen ein bekannter Fernsehstar ist, hat seinen am Montag geplanten Auftritt im Kabaretttheater "Wühlmäuse" verschoben. Wegen der Katastrophe werde die Premiere seines neuen Programms "Expedition zu den Polen" auf den 19. Juli verschoben, teilte die Deutsch-Polnische Gesellschaft mit. Auch das deutsch-polnische RBB-Magazin "Kowalski trifft Schmidt" änderte sein Programm und plante für Sonntag eine Sondersendung. wera
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