Flugzeugabsturz in Kolumbien: Zugriff in Santa Cruz
Der Chef der verantwortlichen Fluggesellschaft LaMia ist festgenommen worden. Es besteht der Verdacht, dass die Firma einen Tankstopp sparen wollte.
Noch am Dienstag hatte die Deutsche Presse-Agentur mit dem Chef von LaMia telefoniert, er hatte aber einen Kommentar zu den Vorwürfen abgelehnt, bei weiteren Versuchen ging nur noch eine Frau ans Telefon. Die bolivianische Regierung hat LaMia die Lizenz entzogen.
Die Ermittlungen konzentrieren sich darauf, warum es zu dem Absturz kommen konnte, ob zum Beispiel ein notwendiger Tankstopp einfach nicht eingelegt wurde. Die Flugzeit wurde mit rund 4:20 Stunden berechnet, was in etwa genau der Reichweite der Maschine vom Typ Avro RJ85 bis Medellín entspricht. Vorgeschrieben ist aber, dass Treibstoffmengen deutlich über der berechneten Flugzeit an Bord sein müssen, um zum Beispiel Landungen an anderen Flughäfen zu schaffen.
Boliviens Verteidigungsminister Reymi Ferreira hatte am Montag den gestorbenen Piloten und Miteigentümer verantwortlich gemacht. „Der Pilot hat das Flugprotokoll verletzt. Es gab ein wirtschaftliches Kriterium, um Kosten zu sparen, das die Tragödie verursacht hat.“
Es wird auch gegen Vertreter der Luftsicherheitsbehörde ermittelt, warum der Flugplan so genehmigt wurde. Auch bei einem Charterflug der argentinischen Nationalmannschaft mit Lionel Messi an Bord soll das Unglücksflugzeug zu wenig Treibstoff getankt haben. Das berichtete das Portal „Folha de S. Paulo“ unter Berufung auf Daten von „FlightRadar 24h“, das Flugbewegungen analysiert. Das Team war am 11. November nach dem WM-Qualifikationsspiel gegen Brasilien (0:3) in Belo Horizonte nach Buenos Aires geflogen. Der Flug dauerte 4:04 Stunden, die Maschine kann mit vollem Tank 4:22 Stunden fliegen.
In dem Bericht wurde auf Regeln der Behörden in Argentinien verwiesen, die mindestens Treibstoff für 45 Minuten über der berechneten Flugzeit an Bord fordern, um einen Puffer zu haben.
Nach der Absturztragödie war der brasilianische Fußballverein AF Chapecoense am Montag zum Titelträger des diesjährigen Südamerika-Cups, der Copa Sudamericana, ernannt worden. Das teilte der südamerikanische Fußballverband Conmebol mit. Damit wurde einem Antrag des Finalgegners Atlético Nacional stattgegeben. Dieser erhält für diese besondere Form des Fair Play eine Prämie von einer Million Dollar. Chapecoense bekommt zwei Millionen US-Dollar Preisgeld.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Treffen in Riad
Russland und USA beschnuppern sich vorsichtig