piwik no script img

Flüchtlingsmisshandlungen in BurbachInzwischen sind es 50 Beschuldigte

Nach den Übergriffen in einer Notunterkunft ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen immer mehr Menschen – darunter sind auch zwei Bedienstete der Bezirksregierung.

Die Notunterkunft in Burbach im Oktober 2014 Bild: Imago/Thomas Frey

SIEGEN afp | Der Skandal um mutmaßliche Misshandlungen von Flüchtlingen in Nordrhein-Westfalen weitet sich aus. Gut acht Monate nach Bekanntwerden der Vorwürfe ermittelt die Justiz unterdessen gegen 50 Beschuldigte, wie die Staatsanwaltschaft Siegen am Montag mitteilte.

Die Ermittlungen richten sich demnach unter anderem gegen Sicherheitsbedienstete und Sozialbetreuer, die in der betroffenen Flüchtlingsunterkunft in Burbach eingesetzt waren. Darüber hinaus bestehe gegen zwei Bedienstete der Bezirksregierung Arnsberg ein Anfangsverdacht der Freiheitsberaubung und der Nötigung durch Unterlassen.

Im vergangenen März hatte die Siegener Staatsanwaltschaft in einer Zwischenbilanz ihrer Ermittlungen noch von gut 30 Beschuldigten gesprochen. Der Behörde zufolge nimmt die Ermittlungskommission „Heim“ des Polizeipräsidiums Hagen derzeit weiterhin umfangreiche Vernehmungen von Beschuldigten und Zeugen vor. „Die Ermittlungen werden noch geraume Zeit in Anspruch nehmen“, hieß es in der Erklärung der Staatsanwaltschaft.

Ende September 2014 war bekannt geworden, dass in der Notunterkunft in Burbach Asylbewerber Übergriffen ausgesetzt und rechtswidrig in einem sogenannten „Problemzimmer“ untergebracht worden sein sollen. Unter anderem gelangte damals ein Handy-Foto an die Öffentlichkeit, auf dem zwei Sicherheitsleute sowie ein gefesselt am Boden liegender Mann zu sehen sind.

Auf dem Bild drückt ein Wachmann das Opfer mit seinem Stiefel nach unten. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte sich das Land Nordrhein-Westfalen von der privaten Betreiberfirma der Flüchtlingsunterkunft in Burbach getrennt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Nein, die Behörden werden nicht von "alles Nazis" bevölkert, allerdings gibt es sogar auch Kumpanei mit Nazis und Vertuschung derer Verbrechen, wie in Heilbronn.

    Jedenfalls haben sich die Behörden ein großes Maß an Mißtrauen verdient.

  • keineswegs alles Nazi, aber die Hetze gegen Flüchtlinge und Migranten ( "Sozialtourismus, kriegen alles hinten reingesteckt..., Schmarotzer...) und die Aufsicht durch private Betreiber, die faktisch nicht kontrolliert werden sind Nährboden für Übergriffe.

  • Es gab vor vielen Jahrzehnten die Parole: "Soldaten sind Mörder".

    Mich hat das empört, weil es zu kurz gedacht war. So ähnlich scheint es jetzt zu sein.

     

    Ist es nicht besser so: "Die Ausbilder haben den Auftrag die natürliche Tötungshemmung abzudressieren." Hinzu kommen Gruppendynamische Prozesse (Kumpanei ...) und die Machtgier der Politik, die vor Angst schloddert, das Volk könnte eines Tages Fallbeile basteln. Die Folge: Man braucht eine tötungsENThemmte Polizei.

     

    Beim Zusammenbruch der DDR hhat die Polizei / NVA nicht funktioniert, das macht unserer Politik noch mehr Angst. Alle Behörden arbeiten in vielfach gesicherten Zwingburgen, wie im Mittelalter.

     

    Und AMIGO möchte ich sagen: Die Bürger sind der Staat. Aber die werden beschäftigt mit der Zigarette des Nachbarn und ähnlichen Bagatellen.

  • Nazis haben Konjunktur im Schland.

  • Nazis, wo man auch hin guckt...Was für ein Schweinestaat!