Flüchtlingsleichen im Kühlschrank: Sizilianischer Klinikchef suspendiert
Wie Schlachtabfälle waren tote Menschen in einem Krankenhaus in Augusta gelagert worden. Die Betreibergesellschaft hat reagiert.
![Blumen und Gräber auf dem Friedhof in Siracusa Blumen und Gräber auf dem Friedhof in Siracusa](https://taz.de/picture/457657/14/siracusa_friedhof.jpg)
Zudem habe er den Vorgang an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Diese soll prüfen, „ob strafwürdiges Verhalten vorliegt“, erklärte der ASP-Direktor Salva Brugaletta. Im Krankenhaus der ostsizilianischen Stadt Augusta dürfen bis auf Weiteres keine Leichen verwahrt werden.
Die 17 Migranten waren vermutlich am 29. Mai auf einem Boot vor der libyschen Küste gestorben. Die Rechtsmediziner, die ihre Leichen begutachtet haben, gehen davon aus, dass sie durch die Inhalation von Treibstoffdämpfen nach einem Motorschaden gestorben sind. Über die Identität der Toten ist nichts bekannt, vermutlich handelte es sich um Eritreer.
Ein Mitarbeiter der deutschen Künstlergruppe Zentrum für Politische Schönheit war bei Recherchen zufällig in die Leichenkammer gelangt, wo er den geöffneten Kühlschrank fotografierte. Auf den Bildern war zu erkennen, dass in Müllsäcke und Leinentücher eingehüllte Tote übereinander lagen wie Schlachtabfälle. Bis zur Freigabe durch die Staatsanwaltschaft am 5. Juni waren die Leichen fünf Tage lang so verwahrt worden. Nach Angaben der Präfektur hat es nicht genügend Kühlschränke gegeben, um die Toten angemessen zu verwahren.
Vergangene Woche hatte ASP die Verantwortung dafür noch der Präfektur in der Provinzhauptstadt Siracusa zugeschoben. Doch die hat sich offenbar gewehrt und der Klinikgesellschaft Druck gemacht.
„Solche Vorfälle können nicht toleriert werden“, meint Krankenhausgesellschaftschef Salva Brugaletta mittlerweile. Es seien „alle nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Würde der Leichname von Menschen jeder Nationalität und ethnischer Herkunft zu gewährleisten“. Er bedauere, dass der „Einzelfall die großen Anstrengungen beschädigt“, die das Gesundheitswesen der Region Sizilien unternehme.
Die Landungen Zehntausender Migranten in der Provinz haben eine „absolute Ressourcenknappheit“ zur Folge, gleichwohl zeige die „gesamte Region ein Gefühl der Menschlichkeit und der Solidarität gegenüber den Migranten“ so ASP-Chef Brugaletta.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau