Flüchtlingsintegration in Äthiopien: Tausende bekommen digitale Ausweise
Mehr als eine Million Geflüchtete leben in Äthiopien. Nun sollen sie mit Biometrie-Ausweisen und ID-Nummern gleiche Rechte wie Einheimische erhalten.
ADDIS ABEBA taz | Die Regierung von Äthiopien und UN-Hilfswerke im Land haben eine positive Bilanz eines Projekts zur Ausgabe digitaler Personalausweise an Geflüchtete gezogen. 6.750 Menschen hätten seit Beginn des Projekts Ende 2023 die biometrischen Identitätskarten erhalten, teilten die Behörden mit.
Dies ist das Ergebnis einer Partnerschaft zwischen dem äthiopischen „National ID Programme“ (NIDP), der Flüchtlingsbehörde RRS und dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Finanziert wird es von Gebern, an erster Stelle der Mastercard-Stiftung.
Das Programm wurde zunächst in der Hauptstadt Addis Abeba erfolgreich lanciert und wird nun auf Geflüchtete in Alemwach im nördlichen Bundesstaat Amhara und in Tsore im noprdwestlichen Bundesstaat Benishangul-Gumuz ausgeweitet.
Geflüchtete erhalten damit ähnlich wie äthiopische Staatsbürger eine 12stellige Identitätsnummer, genannt „fayda“, die auf den biometrischen Ausweisen steht. Äthiopier brauchen dies, um staatliche Dienstleistungen in Anspruch nehmen zu können, und nun wird das auch auf Flüchtlinge aus anderen Ländern ausgeweitet.
„Zugang zu essentiellen Diensten“
„Dies erleichtert die Bewegungsfreiheit und gibt Flüchtlingen Zugang zu essentiellen Diensten, was ihre Integration in die Gesellschaft fördert“, sagt Kristin Halvorsen vom UN-Kinderhilfswerk Unicef. Es geht unter anderem um Schulbildung und Arbeitsplätze, oder auch um die Genehmigung von Unternehmsgründungen, die Eröffnung von Bankkonten und den Erwerb von SIM-Karten.
Äthiopien ist mit knapp 130 Millionen Einwohnern das zweitgrößte Land Afrikas nach Bevölkerung und beherbergt über eine Million Flüchtlinge und Asylsuchende, zumeist aus Südsudan, Somalia und Eritrea. Die Mehrheit lebt in 24 Flüchtlingslagern, aber in der Hauptstadt Addis Abeba leben über 70.000 Flüchtlinge als Stadtbewohner.
Das Land zählt auch 4,2 Millionen Binnenflüchtlinge als Folge innerer bewaffneter Konflikte, die 2020-22 vor allem die Nordregion Tigray betrafen und sich seitdem nach Westen in die Regionen Amhara und Gambella ausgeweitet haben.
Auf dem Weltflüchtlingsgipfel 2023 hatte Äthiopien zugesagt, mit dem neuen ID-System perspektivisch 814.000 Flüchtlinge zu erreichen.
Leser*innenkommentare
sollndas
"Finanziert wird es von Gebern, an erster Stelle der Mastercard-Stiftung."
Ok, Mastercard finanziert also die Plastikkarten. Das ist ja schön.
Aber: Wer finanziert die "staatlichen Dienstleistungen", die nun auch "Flüchtlinge aus anderen Ländern" "in Anspruch nehmen können"?