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Flüchtlinge in BerlinDie neue Schule im Ankunftszentrum

In Tegel eröffnet eine Schule mit Willkommensklassen. Beim „Sprungbrettangebot“ für Kinder, die auf einen Schulplatz warten, wird jedoch gekürzt.

Viele Kinder in Berlin warten auf einen Platz in einer Willkommensklasse. Nach dem Deutschlernen geht es dann in die Regelschule Foto: dpa

Berlin taz | Dass es nicht genug Schulplätze für Flüchtlingskinder gibt, genauer: Plätze in Willkommensklassen, ist bekannt. Aktuell warten knapp 1.000 schulpflichtige Kinder in Berlin auf einen solchen Platz, wie sich aus der Antwort der Bildungsverwaltung auf eine Anfrage der Grünen-Politikerin Marianne Burkert-Eulitz ergibt. Um die Wartezeit zu verkürzen, gibt es „Fit für die Schule“.

Doch nun wird ausgerechnet bei diesem „Sprungbrettprogramm“ gekürzt: Statt wie bislang gut 700 Plätze wird es in diesem Jahr nur noch etwa 300 Plätze geben, wie aus der erwähnten Anfrage hervorgeht. „Das macht wenig Sinn, wenn man schon nicht genug Schulplätze für die Kinder hat“, sagt Burkert-Eulitz der taz.

Der Sprecher der Bildungsverwaltung Martin Klesmann erklärt auf taz-Anfrage, Fit für die Schule sei ein „bedarfsorientiertes Angebot“ für zugewanderte Kinder und Jugendliche. „Sollte es einen deutlich höheren Bedarf im Abgleich zu tatsächlichen und zusätzlich geplanten Schulplätzen geben, wird sicher, wie in den vergangenen Jahren auch, über eine Nachsteuerung nachgedacht werden.“ Auf die Nachfrage, wieso gekürzt werde, der Bedarf sei bei 1.000 wartenden Kindern ja offenkundig, erwiderte er: „Die Zahlen, die die für die Schulplatzvergabe zuständigen Bezirke melden, ändern sich ständig“. Allerdings hat sich der Mangel im vergangenen Jahr stetig verschärft.

Willkommen als Übergang

Nun will die Bildungsverwaltung im Ankunftszentrum Tegel eine Willkommensklassen-Schule aufbauen. Eigentlich hatte man das nicht gewollt, da Willkommensklassen aus Integrationsgründen Teil von Regelschulen sein sollten. Jedoch hat sich im Verlauf des vorigen Jahres herausgestellt, dass die Flüchtlinge im Ankunftszentrum (Akuz) Tegel immer länger bleiben müssen, weil es nicht genug Plätze in Gemeinschaftsunterkünften gibt.

Inzwischen leben die Menschen dort. Die meisten sind ukrainische Kriegsflüchtlinge. Dazu kommen vermehrt Asylbewerber. Im Schnitt bleiben sie fast sieben Monate, 264 schon länger als ein Jahr, so der Sprecher des Landesflüchtlingsamts (LAF) auf Anfrage. Daher beschloss der Senat im November doch den Aufbau eines Schulangebots im Akuz.

Derzeit werden darum im „P10“ – dem Spiel-, Sport- und Lernort in einer „Leichtbauhalle“ auf dem Parkplatz 10 des früheren Flughafens – „sukzessive Willkommensklassen eingerichtet“, wie Sprecher Klesmann erklärt. Erste „Wiko-Lehrkräfte“ seien bereits eingestellt, weitere würden folgen. Derzeit liefen auch Einstellungsverfahren für muttersprachliche (meist ukrainische) „Tandemlehrkräfte“, mit denen die Flücht­lings­schü­le­r intensiver betreut werden sollen.

Zusammen mit der Messe Berlin würde „P10“ zudem auf drei Geschosse aufgestockt, um mehr Raumkapazitäten zu haben. Die Messe Berlin hat die gesamten Leichtbauhallen rings um das frühere Terminal C aufgebaut, in denen inzwischen mehr als 4.200 Geflüchtete schlafen, essen – und eben spielen. Insgesamt sollen in der „Willkommensschule“ mehr als 350 Schü­le­r „beschult“ werden, so Klesmann. Die Eröffnung sei „in den nächsten Wochen“ geplant.

Was passiert danach

Burkert-Eulitz sagt der taz, sie begrüße diesen neuen Ansatz. Allerdings habe die Bildungsverwaltung bislang nur unzureichend die Frage beantwortet, wie es für die Kinder aus Tegel weitergehe, wenn sie nach Monaten endlich doch umziehen können – meist in eine Gemeinschaftsunterkunft des LAF, manche mit Glück in eine Wohnung, jedenfalls zumeist weit weg von Tegel. „Es braucht dann auch mehr Angebote vor Ort, die Kinder müssen von Tegel direkt weiterbeschult werden, sonst geht der erste Bildungserfolg ja gleich wieder verloren“, sagt die grüne Bildungspolitikerin.

Wie aber der Senat sicherstellen werde, dass in den Bezirken mehr Plätze in Willkommensklassen sowie reguläre Schulplätze entstehen, habe er bislang nicht verraten, so Burkert-Eulitz. „Und ausgerechnet in Bezirken mit vielen Gemeinschaftsunterkünften wie Lichtenberg oder Marzahn-Hellersdorf gibt es schon jetzt einen eklatanten Mangel an Schulplätzen.“

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