Flüchtlinge auf griechischer Insel Chios: Auseinandersetzung in einem Lager
Auf der Ostägäisinsel sind im Flüchtlingslager Bewohner aufeinander losgegangen. Zyperns Küstenwache rettete über 100 Bootsflüchtlinge, die in Seenot geraten waren.
Athen/Nikosia dpa | In einem der völlig überfüllten Flüchtlingslager auf der griechischen Ostägäisinsel Chios ist es erneut zu Ausschreitungen zwischen Migranten gekommen. Zudem zerstörten aufgebrachte Migranten Zelte und Wohncontainer-Büros humanitärer Organisationen. Dies berichteten am Donnerstag örtliche Medien.
Bei den Ausschreitungen seien mindestens zwei Menschen verletzt worden. Die Polizei habe starke Einheiten eingesetzt, um die Randalierer daran zu hindern, das ganze Zeltlager zu zerstören, sagte ein Reporter vor Ort der Deutschen Presse-Agentur.
Die Registrierzentren (Hotspots) auf den Inseln der Ostägäis sind überfüllt. Allein auf Chios harren knapp 4.200 Migranten aus. Die Flüchtlingslager können aber nur 1.100 Menschen aufnehmen. Die Bearbeitung der Asylanträge geht wegen Personalmangels nur mühsam voran. Die Migranten sind frustriert. Es kommt immer wieder zu Streitigkeiten und Randale.
Unterdessen rettete die zyprische Küstenwache 132 Flüchtlinge aus Seenot. Die Flüchtlinge – darunter auch Dutzende Kinder – hatten wegen eines Motorschadens ihres Bootes wenige Kilometer vor der Küste der kleinen Hafenstadt Polis im Nordwesten der Insel am Mittwochabend ein Notsignal gesendet. Dies sagte ein Polizeisprecher dem Staatsradio (RIK).
Das Boot sei ins Schlepptau genommen und am Donnerstagmorgen in den kleinen Hafen Latsi gebracht worden, hieß es. Alle Menschen seien wohlauf. Während der Überfahrt sei ein Kind geboren worden. In ihrer Mehrheit stammen die Migranten aus Syrien.
Die Flüchtlinge waren nach eigenen Angaben im südtürkischen Hafen Mersin in See gestochen. Sie hatten pro Kopf 2.000 US-Dollar (gut 1.820 Euro) an die Schleuser gezahlt. In den vergangenen Wochen waren auf dieser Route einige Dutzend Migranten nach Zypern gekommen.
Leser*innenkommentare
Philippe Ressing
Wenn man sich nur auf Agenturen verlässt, kommt eine solche Meldung mit kläglichem Informationswert zustande.... Letzte Woche ging auf Chios ein Unwetter nieder, das einen großen Teil des Flüchtlingslagers in der Inselhauptstadt unter Wasser setzte. Die Leute leben nahe der Altstadt provisorisch in einem ehemaligen Festungsgraben in Zelten und jetzt kommt der Winter und der ist kalt und regnerisch in der Ostägäis. Die Regierung Tsipras in Athen nimmt die katastrophalen Zustände nicht nur hin, anscheinend will sie damit Druck auf die Geldgeber in der EU ausüben. Und wir in Deutschland schauen zu und schmücken unseren Adventskranz und entstauben schon mal die Weihnachtskrippe....