: Flüchten vor den Chlorwolken
■ In der bulgarischen Grenzstadt Ruse vertreibt ein rumänisches Chemiewerk die Menschen
Sofia (afp/taz) - Eine dicke Chlorgaswolke hat am Samstag und Sonntag zweimal hintereinander die Bewohner der bulgarischen Grenzstadt Ruse mit tränenden Augen in ihre Häuser getrieben. Zahlreiche Familien flüchteten mit ihrem Auto vor den atembeklemmenden beißenden Dämpfen. Trotz strahlenden Sonnenscheins seien die Straßen innerhalb kürzester Zeit leergefegt gewesen, berichtete das Parteiorgan Rabotnitschesko Delo. Dies sei der „schlimmste Fall von Umweltverschmutzung“ seit drei Jahren. Seitdem besteht das nur einen Kilometer entfernte rumänische Chemiekombinat Giurgiu, das die Chlordämpfe ungefiltert durch seine Schornsteine bläst. Die bulgarische Zeitung Starchel (Hornisse) berichtete, daß allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres 43 Chlorwolken über die Bewohner von Ruse herunterkamen. Starchel berichtete über einen Anstieg von Migräne– und Atemwegerkrankungen in der Region. 2.000 Familien hätten die Stadt verlassen, und immer mehr Einwohner versuchten, durch Umzug vor den Chlorwolken flüchten. Chlor ist ein starkes Lungengift und bewirkt je nach Konzentration Entzündungen und Verätzungen in den Atemwegen, Krampfhusten, Lungenentzündungen und Lungenbluten bis hin zu tödlichen Vergiftungen.
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