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Fluchtroute im Mittelmeer„Ocean Viking“ rettet 272 Menschen

Die Schiffscrew hat Hunderte Menschen vor der libyschen Küste gerettet. Anfang der Woche hatten italienische Behörden Schiffe tagelang festgesetzt.

Rettungsschiff „Ocean Viking“ im Mittelmeer (Archivbild) Foto: Michael Bunel/Le Pictorium/imago

Frankfurt a.M. epd | Private Seenotretter haben im Mittelmeer erneut Hunderte Geflüchtete und Mi­gran­t:in­nen vor dem Ertrinken bewahrt. Wie die Organisation SOS Méditerranée am Donnerstagabend mitteilte, rettete die „Ocean Viking“ 272 Menschen in der libyschen Such- und Rettungszone. Unter den Überlebenden seien 32 unbegleitete Minderjährige, 9 Babys und 5 Menschen mit einer Behinderung, erklärte die Organisation im Internetdienst X, ehemals Twitter.

Die „Geo Barents“ von Ärzte ohne Grenzen rettete am Donnerstag 168 Flüchtlinge und Migranten, ebenfalls vor der Küste Libyens. Die Menschen hätten sich auf zwei überfüllten Schlauchbooten befunden, hieß es. Mehr als 65 Prozent der Überlebenden seien Minderjährige ohne Begleitung ihrer Eltern oder einer erwachsenden Bezugsperson.

Die italienischen Behörden wiesen der Schiffscrew den Angaben zufolge den Hafen von Brindisi im Süden Italiens zu. Zuletzt hatten die italienischen Behörden die Schiffe von drei Rettungsorganisationen für jeweils 20 Tage festgesetzt. Grundlage ist ein umstrittenes, unter der rechtsnationalistischen Regierung erlassenes Gesetz, das privaten Seenotrettern strikte Vorgaben macht.

Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bei der Überquerung 2.264 Menschen ums Leben oder sie werden vermisst. Eine staatlich organisierte Seenotrettungsmission gibt es nicht. Lediglich die Schiffe von Hilfsorganisationen halten Ausschau nach in Seenot geratenen Flüchtlingen und Migranten.

Das Schiff der deutschen Organisation SOS Humanity, die „Humanity 1“, hatte am Mittwoch ebenfalls knapp 60 Schutzsuchende an Bord genommen und steuerte den Hafen von Livorno an.

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7 Kommentare

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  • "... ann müssten die aufgenommenen Personen sofort an der nächstgelegenen Küste abgesetzt werden..."

    Dass genau das gegen die UN-Konventionen zur Seenotrettung verstösst wissen Sie, oder?

  • @DREIVORZWÖLF

    Also: Alarmphone meldet Boot in Not. Ocean Wiking hat die Wahl, hinzugehen oder nicht.

    Was unterstelle ich Ihnen, was Sie nicht implizit sagen? Ich bleibe bei meiner Aussage. Ihr Satz ist eine sehr dünn verschleierte Version von "Seenotretter sind Schlepper".

    ...wo Wohlstand beginnt?



    - fliessend Wasser, an dem Sie kein Typhus bekommen?



    - eine Wohnung, deren Tür nicht ohne Grund nachts um drei niedergetrampelt wird?



    - nicht in einem nordafrikanischen Lager zu vegetieren, wo mensch ausgebeutet, gefoltert und sexuell missbraucht wird?



    - zu wissen, dass man in den nächsten 24 Stunden eine Mahlzeit bekommt?

    Ihnen vällt bestimmt noch was ein.

    • @tomás zerolo:

      Armut ist eindeutig kein Asylgrund - das Nebenbei bemerkt. Aber mal zum Kommentar von DREIVORZWÖLF: Wenn es ausschließlich um die Seenotrettung ginge, dann müssten die aufgenommenen Personen sofort an der nächstgelegenen Küste abgesetzt werden, um möglichst schnell wieder als Rettungsressource zur Verfügung zu stehen. Das wird aber eindeutig nicht gemacht. Warum wohl?

  • @DREIVORZWÖLF

    Also ersaufen lassen?

    Ich bin immer wieder überrascht, wie grausam Menschen aus ihrem Wohlstand heraus sein können.

    • @tomás zerolo:

      Und ich bin immer überrascht wie Aussagen unterstellt werden, die nicht getätigt wurden. Und wo beginnt bei Ihnen eigentlich Wohlstand?

    • @tomás zerolo:

      Das wird man mit der Zeit.



      Ferner sind wir viel zu viele Menschen, daß wird noch schlimmer kommen

  • "in der libyschen Such- und Rettungszone."

    Der Ort der Aufnahme - weit entfernt von Italien -zeigt doch, das Organisationen nicht nur um Rettung geht, sondern immer auch um die Ermögichung von Asylanträgen in der EU.