■ Kommentar: Flucht nach vorn
Innensenator Werner Hackmann hat die Flucht nach vorn angetreten. Nach anfänglichem Schweigen kündigt er nun die Aufklärung des Greiftrupp-Einsatzes vom Gänsemarkt an. Sogar einen Fahndungsaufruf hat er gestartet – klare Worte, die oft vermißt wurden.
Doch eines darf nicht vergessen werden: Die Mißhandlung des Journalisten Neß ist nur der traurige Höhepunkt in einer Reihe von Polizeiübergriffen auf Reporter, die Hackmann in der Vergangenheit nicht zu kritisieren pflegte.
Da wurden der Mopo-Reporter Frank Wieding und der Ex-RTL-Redakteur Thomas Schnell attackiert, weil sie über einen MEK-Einsatz an den Lama-Häusern berichten wol tlen. Da wurde die Filmerin Margrit Czenki angegriffen, weil sie ein Go-in bei Gruner + Jahr filmte. Da wurde die Fotografin Marily Stroux eine Treppe runtergeworfen, weil sie einen Hafenstraßeneinsatz fotografierte.
Und da gibt es einen Hackmann-Staatsrat Dirk Reimers, der allzugern in Chefredaktionen vorstellig wird – auch wenn es um Neß-Reportagen geht – um zu versuchen, kritische Polizeiberichterstattung zu unterbinden.
Dieses Mal wird es wohl kaum möglich sein, zu behaupten, die Täter könnten nicht ermittelt werden. Also eine Chance für Hackmann – wenn es ernst gemeint ist – endlich zur notwendigen „Innenrevision“ zu schreiten, Eskalationskonzepte über Bord zu werfen und kriminelle Elemente aus der Polizei zu entfernen. Kai von Appen
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